Landwirtschaft und Grüne sind sich oft nicht grün, insbesondere wenn es sich um konventionelle Betriebe handelt. Clemens Schmitt, der den Erlebnisbauernhof Scheferhof in Bräuningshof betreibt, führt das zu einem großen Teil darauf zurück, dass man zu wenig miteinander im Gespräch ist und zu viel Unwissen übereinander auf beiden Seiten herrscht. Das wollte er ändern und sprach kurzerhand eine Einladung zur Bauernhoftour an uns Grüne aus der Region aus.
Am 15.06. um 18:00 fanden sich dann der Landtagsabgeordnete Christian Zwanziger und ein Dutzend weitere Grüne aus Bubenreuth und Umgebung auf dem Scheferhof ein. 2,5 Stunden nahm sich Clemens Schmitt Zeit für uns, zeigte uns den Hof, fuhr mit uns zu den Feldern und erzählte ausführlich von der Art und Weise, wie er seine Kühe hält und seine Felder bestellt und mit welchen Sorgen und Nöten sich die Landwirtschaft konfrontiert sieht.
Die Auswirkungen des Klimawandels bekommt auch er stark zu spüren, er setzt anstelle von Weizen inzwischen vermehrt auf Dinkel, der mit der Trockenheit besser zurechtkommt, aber selbst hier leidet der Ertrag. Da davon auszugehen ist, dass sich die klimatische Lage in Zukunft noch verschärfen wird, rechnet Clemens Schmitt damit, dass auf lange Sicht kaum noch Getreide auf den von ihm gepachteten Feldern angebaut werden kann. Konkurrieren tut er außerdem – wie auch andere Landwirte – mit den PV-Freiflächenanlagen. Mit den hohen Summen, die die Eigentümer*innen bei der Verpachtung ihrer Flächen für PV-Anlagen erhalten, kann er bei Weitem nicht mithalten. Verstärkt das Potential der Dächer ausschöpfen, hier war ein erster Konsens gefunden.
Ein Biobetrieb ist der Scheferhof nicht, aus zwei Gründen – wie Clemens Schmitt sagt: erstens sei es für ihn (noch) nicht wirtschaftlich und zweitens glaubt er nicht daran, dass die Menschheit ernährt werden könnte, wenn die Landwirtschaft nur noch ökologisch aufgestellt wäre. Dies führte zu einer Diskussion, ob nicht der enorme Anbau von Nahrungs- und Futterpflanzen zur Deckung unseres hohen Fleischkonsums und für Biokraftstoffe das eigentliche Problem der Ernährung der Menschheit verursacht. Auch wenn es sich nicht um einen Biohof handelt, so setzt man auf dem Scheferhof seit einiger Zeit bereits deutlich weniger und deutlich seltener Pestizide ein. Dies ist vor allem durch den Einsatz moderner Techniken möglich, durch die eine passgenau abgestimmte Menge direkt an die Pflanze gebracht wird und nicht mehr in großen Mengen auf den Feldern versprüht wird.
Auch das Tierwohl hat für Clemens Schmitt eine große Bedeutung. Vor der Mahd kontaktiert er einen ihm bekannten Jäger, der versteckte Rehkitze aufspürt, bevor die schweren Maschinen über die Felder fahren. Kälber verbleiben 8-9 Monate bei ihren Müttern und geschlachtet wird in Erlangen, um den Tieren weite Transportwege zu ersparen. Erstaunt und ratlos gemacht haben uns Erzählungen, dass vermehrt Bürger*innen weidende Kühe in der Nähe ihrer Wohnhäuser ablehnen und die Berichte von Anfeindungen, denen sich Clemens Schmitt ausgesetzt sieht, wenn er mit dem Traktor unterwegs ist.
Die 2,5 Stunden vergingen wie im Fluge. Aber das Gespräch zwischen Grünen und Landwirtschaft wird weitergeführt werden. Am 14.07. haben sich wieder einige von uns auf dem Scheferhof eingefunden, um mehr über Landwirtschaft aus dem Blickwinkel eines Landwirts zu erfahren. Und vielleicht heißt es bald: Fortsetzung folgt …
Lea Beifuß