Gerade in der aktuellen Situation steigender Energiepreise ist die Reduktion des eigenen Verbrauchs der erste Schritt, um den erwartbar steigenden Kosten zu begegnen. Doch das ist nicht die einzige Möglichkeit, um schnell etwas für die Umwelt zu tun.
Im Neubau werden neben Dämmung inzwischen Wärmepumpen als Standard verbaut. Mit dem Elektroauto ergibt sich so die Möglichkeit, die Sektoren Strom, Wärme und Mobilität über die elektrische Energie zu koppeln. Man spricht in dem Zusammenhang von „Sektorenkopplung“. Der Strombedarf wird wahrscheinlich zukünftig steigen, damit wir die fossilen Brennstoffe Gas, Öl, Kohle etc. ersetzen können.
Mit dem Erneuerbare Energiengesetz (EEG) versucht Deutschland seit inzwischen 22 Jahren diesen Umstieg zu fördern durch die Installation von sogenannten Erneuerbaren Energien wie Solar, Wind und Wasserkraftwerken. Aktuell wurde die Novelle des EEG-Gesetzes für 2023 beschlossen [LINK], die die Ausbauziele erhöht (Solar 2030: 215 GW, 2040: 400 GW, aktuell 60 GW) und die wirtschaftliche Vergütung für Anlagen, die ab 2023 in Betrieb genommen werden, verbessert.
Diese Transformation wurde in der Vergangenheit aktiv ausgebremst, obwohl der Zubau deutlich hinter den eigenen Zielen zurück blieb. Die schnelle Förderreduktion hat in Deutschland nach aktuellen Schätzungen 100.000 Arbeitsplätze im Bereich der Erneuerbaren Energien vernichtet. Aktuell sind darüber hinaus durch den schleppenden Ausbau von Windenergieanlagen 20.000 bis 30.000 Arbeitsplätze in der Windenergiebranche (Enercon etc.) bedroht. [Link]
Der massive Zubau von PV-Anlagen kann nur gestemmt werden, wenn wie zu Beginn des EEG alle Akteure zusammen helfen. Für Mieter mit Balkon und für die begrenzte Investition haben wir schon ausgeführt, wie einfach der Betrieb einer Balkon-PV bzw. eines Steckersolargeräts ist [Link]. Auch Bubenreuth ist jetzt nach anfänglichem Widerstand seitens des Gemeinderats Teilnehmer des Wattwettbewerbs [Link]. Aktuell sind wir in Bubenreuth bei der Installation von Solaranlagen auf dem vorletzten Platz im Landkreis. Lasst uns das gemeinsam ändern!
Als Besitzer eines Hauses kannst du stärker aktiv werden. Im Folgenden wird dazu die Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage (4,5 kWp, perfekte Südausrichtung, 50° Dachneigung) als Überschusseinspeiser an einem Beispielhaushalt (3500 kWh Verbrauch) nach neuem EEG 2023 (8,2 Ct/kWh) und der inzwischen aufgenommenen lokalen Förderung von PV-Anlagen (300 €/kWp) bestimmt. Die Methode sowie die Daten werden gemäß der Bürgersolarberatung der Energiewende ER(H)langen e.V. verwendet.
Weitere Annahmen:
- aktueller Strompreis Arbeitspreis brutto 44,63 Ct/kWh, Grundpreis 8,59 €/Monat
- keine Verschattung
- Anlagenpreis 1778 €/kWp durch aktuell angespannte Handwerker-/Materialsituation
- Anschluss Januar 2023
- Eigenverbrauch 24,8%
- Strompreissteigerung 2%/Jahr
- Betriebskosten 120 €/Jahr
Unter den genannten Annahmen rechnet sich in Bubenreuth eine PV-Anlage mit perfekter Südausrichtung nach 11 Jahren (Anlagenpreis 8000 €, Förderung 1350 €, Betriebskosten über 20 Jahre 2400 €, Erträge nach 20 Jahren 16.896 €, Bilanz 7.846 € über 20 Jahre, Gewinn pro Jahr 392 €). Das Verhältnis zwischen Gewinn pro Jahr und Kosten ist damit 4,33%. Die kaufmännische Rendite liegt bei 3,97%. Es entstehen Stromgestehungskosten von 10,3 Ct/kWh. Langfristig gesehen rentiert sich eine PV-Anlage mit Südausrichtung damit durchaus. Durch die lokale Bubenreuther Förderung verringert sich die Amortisationszeit im Beispiel von 13 auf 11 Jahre und erhöht sich die kaufmännische Rendite von 3,02 auf 3,97%.
Im Idealfall kann die Anlage nach den 20 Jahren noch weiter betrieben werden. Entwicklungen des Strompreises sowie der Annahmen können die Amortisation verschieben. Mehr Eigenverbrauch führt zu einer früheren Amortisation. Für größere Anlagen gegenüber dem Eigenverbrauch reduziert sich die Rendite und erhöht sich die Amortisationszeit. Durch die hohen Kosten eines elektrischen Speichers verschlechtert dieser aktuell meist die Wirtschaftlichkeit der Anlage. Zudem wird durch den geringen Zubau von Solaranlagen in Bubenreuth der erzeugte Strom zum Großteil auch ohne Speicher lokal von Nachbarn verbraucht. Bei Ost-West Ausrichtung verschiebt sich die Amortisation, da je Modul weniger Energie erzeugt wird. Dafür kann allerdings der Eigenbedarf durch die längere Einspeisung im Tagesverlauf erhöht werden.
Allgemein sollte die Anlage allerdings nicht ausschließlich auf Basis des aktuellen, eigenen Strombedarfes gewählt werden. Durch den Umstieg auf Elektromobilität sowie Wärmepumpen kann der elektrische Bedarf stark steigen, sodass auch größere Anlagen amortisierbar sind. Für eine Nachrüstung entstehen außerdem wieder hohe Kosten (Wechselrichtertausch, Gerüst etc.). Sofern der Investitionsspielraum vorhanden ist, sollten die geeigneten Dachflächen also vollständig belegt werden.
Dabei kann es sich für größere Anlagen lohnen zu unterscheiden zwischen einer Teilanlage für den Eigenbedarf (Überschusseinspeisung) und einer Teilanlage als Volleinspeiser, da für diese eine höhere Einspeisevergütung (in dem Beispiel 13,4 Ct/kWh ggü. 8,2 Ct/kWh) gilt.
Durch die Dachanlagen erhalten wir zudem landwirtschaftliche Flächen, die sonst durch Freiflächenanlagen nicht oder zumindest nur noch eingeschränkt (Fall AgriPV) genutzt werden können (Siehe auch Austausch mit Bauer Clemens Schmitt).
Kilian Dallmer-Zerbe