Ostern steht vor der Tür. Zeit, über unsere Traditionen zum Fest der Auferstehung nachzudenken. Was brauchen wir wirklich zum Leben, wie viel ist genug? Und wie können wir – zum Wohle von Mensch und Tier – im Einklang mit der Natur leben? Nehmen wir uns einen Moment, um über Osterei, Osterlamm und Osterstrauß nachzudenken.
1. Ein Plädoyer für Bio-Eier (nicht nur zu Ostern)
Bei der Produktion von Bio-Eiern geht es den Hühnern am besten, weil die strengsten Regeln gelten. So dürfen die Legehennen nicht in Käfigen gehalten werden und haben Auslauf und Tageslicht im Stall. Der Stall muss Sitzstangen haben und zu einem Drittel mit Stroh, Holzspänen oder Sand ausgestreut sein. Im Stall dürfen sich maximal sechs Hühner einen Quadratmeter teilen und im Auslauf müssen jedem Huhn weitere vier Quadratmeter zur Verfügung stehen. Das Futter muss ökologisch erzeugt und abwechslungsreich sein. Gentechnik ist nicht erlaubt, kranke Tiere sind, wenn möglich, mit Naturheilmitteln zu kurieren. Die Schnäbel der Tiere dürfen nicht systematisch gekürzt werden.
Bei der Freilandhaltung dürfen die Hennen ebenfalls nicht in Käfigen gehalten werden, haben aber weniger Platz: Im Stall müssen sich neun Hühner den Quadratmeter teilen. Der Auslauf muss tagsüber unbegrenzt sein und jedem Huhn müssen weitere vier Quadratmeter zur Verfügung stehen. Der entscheidende Unterschied ist das Futter: Es muss kein Biofutter verwendet werden. 2011 erschütterte der Dioxinskandal (Link NDR) Deutschland, bei dem zehntausende Eier im Sondermüll entsorgt und Massen von Legehennen getötet werden mussten. Dem Hühnerfutter wurde Futterfett beigemischt, ein Abfallprodukt, das bei der Herstellung von Diesel entsteht. Deklariert und beprobt darf es bei der nicht-biologischen Haltung als Futtermittel verwendet werden.
Bodenhaltung klingt gut, ist es aber nicht. Neun Hennen teilen sich hier einen Quadratmeter in einem geschlossenen Stall. Frei bewegen dürfen sie sich nur hier. Der Boden ist kein Boden im natürlichen Sinne, sondern zumeist ein Gitter, da die Tiere auch auf drei Etagen pro Quadratmeter gehalten werden dürfen. Dann teilen sich 18 Tiere einen Quadratmeter Stallgrund. Der Kot der oben lebenden Tiere fällt durch die Gitter auf die darunter lebenden Tiere. Die Hennen kennen keinen Auslauf und das Futter muss nicht biologisch erzeugt oder gentechnikfrei sein.
Bei der sogenannten „Kleingruppenhaltung“ handelt es sich um Käfighaltung. Seit 2012 offiziell in der EU verboten, sind sogenannte „ausgestaltete Käfige“ weiterhin erlaubt. Jedes Huhn hat hier 750 Quadratzentimeter Platz – das entspricht in etwa 30 mal 25 Zentimetern. Vier bis fünf Hennen leben in einem Käfig zusammen und können sich kaum bewegen. Die Käfige stehen oft in Doppelreihen und bis zu acht Etagen übereinander. Oft sehen die Tiere nicht einmal Tageslicht.
Bei bunten Eiern handelt es sich zumeist um Käfigeier! Da gefärbte Eier als „verarbeitetes Eiprodukt“ gelten, müssen auf der Verpackung nur der Hersteller und das Haltbarkeitsdatum ausgewiesen sein. Zudem kaufen wir Käfigeier überall da, wo verarbeitete Eier enthalten sind (Nudeln, Gebäck, Mayonnaise,…). Das Siegel „KAT“ auf der Verpackung weist darauf hin, dass im jeweiligen Produkt keine Eier aus Käfighaltung verwendet wurden; sie können aber aus Bodenhaltung stammen. Wenn ein Produkt ein Bio-Siegel aufweist, dürfen nur Eier aus ökologischer Erzeugung verwendet werden.
(Quellen: Utopia: Bio-Eier, Freilandeier, Bodenhaltung – welche Eier soll ich kaufen?, Utopia: Vorsicht bei gefärbten Eiern)
Darum:
- Kaufe ausschließlich Bio-Eier.
- Kaufe keinen bunten Eier – sie stammen meist aus Käfighaltung!
- Achte darauf, dass du Eier ohne Küken-Töten kaufst. Hierbei findest du oft einen entsprechenden Hinweis auf der Verpackung wie „Huhn & Hahn“ oder „Bruderhahn-Aufzucht“.
- Achte auch bei Produkten, in denen Eier verarbeitet sind, darauf, dass diese nicht aus Käfighaltung stammen.
2. Wenn Färben, dann natürlich!
Wer Farben zum Färben von Ostereiern kauft, sollte genau hinschauen. Laut Greenpeace (Link) enthalten mehr als die Hälfte der untersuchten Produkte sogenannte „Azofarben“. Azofarben stehen im Verdacht, Allergien auszulösen und die Entstehung von Asthma zu begünstigen; auch ein Zusammenhang mit ADHS bei Kindern wird vermutet. Wenn auf der Verpackung eine der folgenden Angaben steht, solltest du besser die Hände davon lassen: Tartrazin (E102), Gelborange S (E110), Azorubin (E122), Cochenillerot A (E124 A) oder Chinolingelb (E104).
Darum:
- Verwende zum Färben ausschließlich unbedenkliche Bio-Eierfarben.
- Alternativ: Verwende Farben aus der Küche: https://konsum.greenpeace.at/blog-natuerliche-ostereierfarben/
3. Osterlamm, Schokohase und Co. – Mensch und Tier schützen!
In Sachen Tierwohl sind Osterlämmer besonders arm dran: Die Lammbabys werden früh von ihren Müttern getrennt und sind zwischen acht Wochen und einem halben Jahr alt, wenn sie geschlachtet werden. Sie werden im Winter geboren und innerhalb kürzester Zeit hochgemästet, damit sie an Ostern das Schlachtgewicht erreicht haben. Wie wäre es daher also statt des traditionellen Osterlamms mit einem vegetarischen Ostermahl? Anregungen dazu findest du hier. Schön ist auch ein gebackenes Osterlamm in Form eines Kuchens anstelle des Bratens.
Auch beim Fisch an Karfreitag empfiehlt es sich auf Herkunft und Siegel zu achten. Der WWF hat dazu eigens einen Fisch-Ratgeber entwickelt.
Beim Kauf von Schokolade solltest du nicht nur auf Bio-Qualität achten, sondern unbedingt auch auf Fair-Trade-Siegel, um keine Schokolade zu kaufen, bei der Arbeiter*innen ausgebeutet wurden oder du unwissentlich Kinderarbeit unterstützt! Wirf zudem einen Blick auf die Zutatenliste: Palmöl ist nicht nur wegen der Zerstörung des Regenwaldes bedenklich, sondern gilt auch als krebserregend (mehr dazu hier), wenn es unter sehr hohen Temperaturen weiterverarbeitet wird. Bei der Schokolade gilt also: Weniger und dafür hochwertiger ist mehr! (Quelle: Utopia: Ostern: Der Osterhase liebt es nachhaltig & ökologisch)
Darum:
- Achte bei allen Lebensmitteln auf Bio-Qualität. Kaufe saisonal und regional.
- Plane ein vegetarisches oder veganes Ostermenü. (Wenn es unbedingt Fleisch sein muss, informiere dich vorab über die Haltungsbedingungen!)
- Kaufe nur Schokolade mit Fair-Trade-Siegel.
- Zero Waste: Achte auf Verpackungen und wähle Artikel, die möglichst wenig verpackt sind.
4. Körbchen und Osterdeko überdenken
Körbchen, Ostereier und Osterdeko aus Plastik müssen nicht sein! Nestchen gibt es auch aus Naturmaterialien oder sie lassen sich aus solchen selber herstellen (hier findest du eine Anleitung). Außerdem lässt sich das Nestchen z.B. mit Stroh anstelle von gekauftem Ostergras auslegen.
Eine schöne, natürliche Dekoration an Ostern sind Frühblüher wie Osterglocke, Krokus, Hyazinthe und Co. Ausgepflanzt dienen sie darüber hinaus den Bienen als eine der ersten Nahrungsquellen im Frühjahr. Gerade völkerbildende Arten wie Honigbienen und Hummeln sind auf Frühblüher angewiesen, da Nektar und Pollen beim Aufbau und der Stabilisierung ihrer Völker helfen.
Eine weitere wichtige Nahrungsquelle für Bienen sind Weidenkätzchen. Diese sind jedoch auch als Osterzweige sehr beliebt. Aber Achtung: Sie stehen im Frühjahr unter Naturschutz und dürfen nicht geschnitten werden! Am besten lassen sich Zweige verwenden, die unseren heimischen Insekten wenig Nahrung bieten wie z.B. die Forsythie (Vorsicht, giftig!). Da zu Ostern bereits die Brutzeit einiger Vögel begonnen hat, sollte man beim Abschneiden der Zweige darauf achten, keine Nistplätze zu gefährden, also z.B. nur Seitentriebe für den Osterstrauß zu verwenden.
Darum:
- Achte auf Naturmaterialien und verwende Dinge wieder.
- Kaufe keine Osterkörbchen oder -dekoration aus Plastik.
- Verzichte auf den Osterstrauß, da die Blüten den Bienen als wichtige erste Nahrungsquelle nach dem Winter dienen. Weidenkätzchen stehen unter Naturschutz!
(Quelle: Bund Naturschutz: Ostern nachhaltig feiern, Utopia: Osterstrauß: Diese Zweige kannst du bedenkenlos nehmen, Bienenretter: Krokusse und andere Frühblüher als Bienenweide)
Mach mit!
Britta Gehle