In diesem Bereich prallen zwei Ideologien aufeinander: Die eines möglichst kostengünstigen Systems mit Beibehaltung der Zwei-Klassen-Medizin (Union), auch mit eigenverantwortlicher Vorsorge, und die einer optimalen und gerechten Versorgung für alle (SPD/Grüne). Das wird bei der Sicht auf die Krankenkassen deutlich: Wir Grüne und die SPD wollen eine Bürgerversicherung für Gesundheit und Pflege, an der gesetzliche und private Versicherungen beteiligt sind; die Union will die bestehende Trennung aufrechterhalten, mehr Effizienz beim Einsatz von Beitragsgeldern und mehr Wettbewerb unter den Krankenkassen. SPD und Grüne wollen ein Wahlrecht für Beamte zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung. SPD und Grüne sind bei Gesundheit und Pflege nicht weit auseinander, nur die Schwerpunkte sind unterschiedlich.
Leider bietet die Union auch bei Gesundheit und Pflege viel Geschwurbel. Beispiel: „Wir führen einen Mentalitätswandel in der Gesundheitspolitik herbei: Miteinander und nicht gegeneinander ist das Gebot der Stunde.“ Oder: „Wir entwickeln die Haus- und Kinderarztpraxen innovativ weiter.“ (Was will die Union uns sagen? Es ist auffällig, dass bei ihr vieles angerissen wird, aber nicht mit konkreten Ideen hinterlegt ist.)
Den Fachkräftemangel in den Pflegeberufen haben alle auf dem Plan, mit teilweise ähnlichen Maßnahmen. Wir Grüne stellen die Qualität der Arbeit und die Kompetenzen mehr in den Vordergrund, die Union setzt z.B. auf Springerpools und Anwerbung im Ausland, die SPD auf die Attraktivität der Ausbildungen und ebenso weltweites Anwerben.
Alle drei Parteien haben geschlechtsspezifische Medizin im Blick. Apotheken wollen sie stärken. Sie wollen, dass Versicherte schneller Termine bekommen (die SPD sogar mit einer Termingarantie, allerdings bleibt das Wie unklar). Prävention ist ebenfalls allen wichtig. Hausärzt*innen sind es auch (die SPD nennt zusätzlich Kinder*ärztinnen). Grüne und SPD wollen Therapie- und Beratungsplätze für psychisch Erkrankte ausbauen, die Union „bedarfsgerecht verbessern“. Auch die Digitalisierung, die Problematik der Versorgung auf dem Land und die Pflege vor Ort vergisst niemand.
Suchtprävention ist nur uns Grünen einen Absatz im Gesundheitsteil wert. Die SPD erwähnt sie mit einem Wort, die Union will einfach nur Cannabis abschaffen und ignoriert die vorhandenen Probleme. Die SPD will verstärkt das Thema Einsamkeit aufgreifen.
Die SPD hat sich am meisten Gedanken zur häuslichen Pflege gemacht. Das ist teilweise sehr komplex. Sie will Pflegebedürftige und zu Hause Pflegende besonders stark unterstützen.
Wir Grüne haben auch Projekte zu Long Covid auf dem Plan.
Die Union lehnt aktive Sterbehilfe ab (ist bei Grünen und SPD nicht erwähnt); sie will ein umfassendes Suizidpräventionsgesetz beschließen.