Hier klafft eine Riesenlücke zwischen Grünen und CDU/CSU – letztendlich steht die Entwicklung hin zu nachhaltiger Landwirtschaft mit innovativen Ideen einem „Unions-weiter-so-aber-mit-moderner-Technologie“ gegenüber. Die SPD ist bei dem Thema (wie etwa bei Naturschutz) weitestgehend blank. Konkretes zu Landwirtschaft und Tierschutz hat sie kaum zu bieten. Zu Tierschutz äußert sich die Union nicht.
Wir Grüne wollen die Wettbewerbsposition von Landwirt*innen gegenüber anderen Akteuren über das Gebot des Kaufs zu kostendeckenden Preisen entlang der gesamten Lebensmittelkette und über verbindliche schriftliche Verträge im Agrarorganisationen- und Lieferkettengesetz stärken. Wir wollen zusätzliche Verdienstmöglichkeiten für Landwirt*innen schaffen etwa durch den Ausbau von Agri-Photovoltaik, die Stärkung von Hanf und Schilf als Dämmmaterialien und die Unterstützung des Einstiegs in innovative Märkte (z.B. pflanzliche Proteine). Geeignete landwirtschaftliche Flächen sollen durch die Wiedervernässung an wirtschaftlicher Attraktivität gewinnen und gleichzeitig als CO2-Senke fungieren.
Betriebe sollen weniger Tiere besser halten. Regionale Wertschöpfungsketten wollen wir fördern. Der Pestizideinsatz soll EU-weit bis 2030 halbiert werden. Und wir setzen auf marktwirtschaftliche Lösungen wie eine Pestizidabgabe.
Wir unterstützen naturschonende Erzeugungsformen gegenüber Produktionsweisen, die starke Umweltfolgen nach sich ziehen. Am dem Ziel 30 Prozent Ökolandbau bis 2030 halten wir fest. Um sorgfältigen Umgang mit wertvollen Agrarflächen zu sichern, führen wir im Planungsrecht Vorrangflächen für die Nahrungsmittelproduktion ein. Die Rettung und Weitergabe von Lebensmitteln soll Standard werden und die Lebensmittelverschwendung eindämmen.
Wir wollen die Zucht leidensfreier Tiere fördern und Qualzuchten (z.B. Puten und Hunde) beenden. Das Amt des/der Tierschutzbeauftragten soll verbindlich verankert und ein Verbandsklagerecht für anerkannte Tierschutzorganisationen eingeführt werden. Tierheime müssen finanziell besser unterstützt werden. Illegaler Tierhandel gehört beendet. Wildtiere sollten nicht über gewerbliche Onlineseiten und Wildtierbörsen angeboten werden. Kommerzielle Importe von Wildfängen wollen wir beenden.
Der Union geht es darum, die Mehrheit der Landwirte so zu unterstützen, dass sich nicht viel ändern muss und sie steuerlich entlastet werden: Agrardieselrückvergütung wieder vollständig einführen, keine Energiesteuer für Biokraftstoffe und synthetische Kraftstoffe. Ökologische Maßnahmen will die Union im Prinzip unterstützen (wie, wird kaum konkret. Dass ihr Engagement in diese Richtung deutliche Grenzen hat, zeigt die Formulierung:) „Europarechtliche Vorgaben setzt die Union national grundsätzlich eins zu eins um und geht nicht über das vorhergesehene Mindestmaß an Regulierung hinaus“.
Die Union will, dass sich Digitalisierung, Präzisionslandwirtschaft und Pflanzenzüchtung entfalten können. Sie bekennt sich zum Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel. Das sogenannte „Zukunftsprogramm Pflanzenschutz“ für nachhaltigeren Pflanzenschutz schafft sie ab.
Ernährungssicherung will die Union als Staatsziel ins Grundgesetz aufnehmen. Ein eindeutig guter Punkt im Programm: Sie will mehr für den Generationenwechsel tun und junge Landwirtinnen und Landwirte flächendeckend besser fördern.
Auch der Punkt Fischerei taucht auf: Modernisierung der Fangflotten. (Dass wir zu viele Fischer für die niedrigen Fangquoten haben, ist kein Thema.)