Sollen Einfamilienhäuser verboten werden?
Geht’s jetzt ans Eingemachte, ans Allerheiligste? Wollen die Grünen den Bau von EFH verbieten, den Traum von den eigenen vier Wänden zerstören? So oder so ähnlich wird das gerade von einigen Politiker:innen und Anhänger:innen anderer Parteien in den sozialen Medien, aber auch in Kolumnen renommierter Zeitungen wie dem Spiegel verbreitet.
Was war passiert?
In Hamburg Nord haben Grüne und SPD vereinbart, mangels ausreichend vorhandener Fläche bei gleichzeitig hohem Neuzuzug in den dort neu auszuweisenden Baugebieten keine Einfamilienhäuser mehr zuzulassen, sondern auf Geschosswohnungsbau zu setzen. In der Welt am Sonntag (WamS) erschien im Januar dazu ein Beitrag mit Zitaten des zuständigen Bezirksamtsleiters Michael Werner-Boelz, kurz darauf äußerte sich Anton Hofreiter, Fraktionschef der Grünen im Bundestag, in einem Spiegelinterview zur Problematik. Hofreiter benannte im Gespräch den unbestritten hohen Ressourcenverbrauch beim Bau von Einparteienhäusern sowie das Ziel der Bundesregierung, den Flächenverbrauch, der die Natur stark unter Druck setzt, um die Hälfte zu reduzieren. Er plädierte für kein Verbot, sondern wies darauf hin, dass Kommunen entscheiden, was wo gebaut werden darf, nach den Gegebenheiten vor Ort. Sowohl die WamS als auch der Spiegel machten jedoch mit einem reißerischen Teaser auf. Sie suggerierten, die Grünen könnten EFH grundsätzlich verbieten wollen. Diese Steilvorlage nahmen Gegner:innen der Grünen, konkurrierende Parteien und auch andere Medien gerne auf und befeuerten die Debatte weiter. Den Teaser hat der Spiegel inzwischen aufgrund von Irreführung gelöscht. Und mittlerweile haben sich auch CDU-Politiker:innen zu Wort gemeldet und gezeigt, dass sie das Vorgehen in Hamburg-Nord und Anton Hofreiters Problemanalyse für nachvollziehbar halten.
Hier könnt ihr Toni Hofreiters Statement und das komplette Interview mit dem Spiegel nachlesen: https://toni-hofreiter.de/klarstellung-einfamilienhaeuser/
Und in diesem Interview stellt sich der zuständigen Bezirksamtleiter für Hamburg Nord, Michael Werner-Boelz der Kritik: https://taz.de/Debatte-um-Einfamilienhaeuser/!5747069/
Welche Konzepte die Grünen entwickelt und in den Bundestag eingebracht haben, um der Wohnungsnot zu begegnen, findet ihr hier: https://www.gruene-bundestag.de/themen/bauen-wohnen-stadtentwicklung/umweltgerechte-bau-und-wohnpolitik-fuer-bezahlbaren-wohnraum-und-wohneigentum
Und wer nachvollziehen will, was der Spiegel aus dem Interview macht, kann das hier nachlesen: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/hamburg-gruene-verbieten-einfamilienhaeuser-traumhaus-ade-kolumne-a-00000000-0002-0001-0000-000175196783
Lea Beifuß