Am 13. April beginnt die Fastenzeit für Muslim*innen. Viele Menschen in Deutschland haben kaum eine richtige Vorstellung, was diese Zeit wirklich bedeutet. In diesem Artikel möchte ich den Leser*innen einen Überblick über diese wundervolle Zeit der Besinnung und des Zusammenhalts geben.
Kommt Ramadan jedes Jahr um die gleiche Zeit?
Ramadan ist der Name des 9. Monats im islamischen Kalender. Der islamische Kalender ist ein Mondkalender, d.h. die Monate sind Mondmonate mit einer Dauer von 29 oder 30 Tagen, weshalb sich der Jahresanfang jährlich um 10 bis 12 Tage gegenüber dem gregorianischen Kalender rückwärts verschiebt. Mit dem Ende des Ramadan, des 9. Monat im Kalender, endet auch der Fastenmonat.
Auf was muss verzichtet werden und wie lange dauert das Fasten täglich?
Es wird auf Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr täglich von der Morgendämmerung, sprich eine Stunde und fünfzehn Minuten vor dem Sonnenaufgang, bis zum Sonnenuntergang verzichtet. So wird z.B. in diesem Jahr in Erlangen täglich von 4:30 Uhr bis 20:30 Uhr gefastet. Außerhalb der genannten Zeit sind die aufgelisteten Verbote bis zur nächsten Morgendämmerung aufgehoben.
Neben den oben genannten materiellen Verboten in der Fastenzeit gibt es mehrere ethisch-moralische Komponenten, die die Muslim*innen während Ramadan umso stärker zu beachten haben. Zu der Fastenzeit gehört, dass man mit anderen Mitmenschen besonders gut, freundlich, geduldig und barmherzig umgeht.
Welche Taten werden im Fastenmonat speziell empfohlen?
Der Fastenmonat Ramadan wird auch „Monat des Trostes“ und „Monat des Qurans“ genannt. Diese Namen verraten, was gläubige Muslime und Musliminnen in Ramadan verstärkt machen soll. Es sollen verstärkt gute Handlungen verrichtet werden, diese sind alle Handlungen, die nicht verboten sind und bei denen der Eigennutzen nicht im Fokus steht:
- Diese müssen nicht groß sein, beispielsweise schon beim Kochen und der Vorbereitung zum Fastenbrechen zu helfen zählen dazu.
- Viel Geld und Essen an arme und bedürftige Menschen spenden und Freund*innen und Angehörige zum gemeinsamen Fastenbrechen einladen.
- Viel Quran rezitieren. Viele nehmen sich vor, im Ramadan den gesamten Quran zu lesen.
Wer kann das Fasten zum Teil oder komplett aussetzen?
- Für Frauen ist das Fasten während ihrer monatlichen Periode nicht erlaubt, damit sie in diesen Tagen nicht zu viel Energie verlieren.
- Schwangere Frauen, wenn die eigene Gesundheit oder des Kindes dadurch gefährdet werden kann.
- Stillende Frauen.
- Kranke, deren Gesundheit durch das Fasten beeinträchtigt werden kann.
- Menschen im hohen Alter dürfen das Fasten aufgeben; ihnen ist als Ersatz die Speisung eines Armen pro nicht gefastetem Tag auferlegt.
- Wer sich in einem unzumutbaren Umstand befindet, z.B. auf Reise, bei anstrengender körperlicher Arbeit, etc.
- Kinder (auch Schulkinder) müssen nicht fasten, wollen aber oft doch an dieser besonderen Zeit in der Familie teilhaben.
Wie schaut der Fastentag aus?
Man nimmt vor Beginn des Fastentags eine leichte Mahlzeit mit viel Flüssigkeit zu sich. Man startet mit der Verrichtung des rituellen Frühgebets. Der Alltag soll möglichst vom Fasten unbeeinträchtigt verlaufen. Im Ramadan zählen gute Taten zehnfach mehr als in der Zeit außerhalb Ramadan, daher sind Aktivitäten wie anderen helfen, Gutes tun, viel spenden, viel Quran rezitieren, viele Gebete, Anbetung und Lobpreisung Gottes im Ramadan angesagt. Bei Sonnenuntergang versammelt sich die Großfamilie meistens gemeinsam mit anderen Familien zum gemeinsamen Fastenbrechen, das normalerweise mit Suppe und Datteln anfängt. Gegen 22.00 Uhr findet in den Moscheen das gemeinsame rituelle Nachtgebet mit dem Taraweeh-Gebet statt. Das Gebet Taraweeh besteht aus elf Abschnitten, es findet nur im Monat Ramadan statt und wird nach dem aus vier Abschnitten bestehenden Nachtgebet verrichtet. Zwischendurch als Pause hält der Vorbeter einen kurzen fünf- bis zehnminütigen Vortrag.
Was ist der Sinn davon?
Ich persönlich übe das Fasten seit meinem neunten Lebensjahr aus. Für mich bringt Ramadan viele Vorteile mit sich, u.a.:
- Die intensive Spiritualität in dem Monat fördert die Gottesfürchtigkeit.
- Förderung der Geduld, Disziplin und Stärkung der Willenskraft.
- Das Fasten stärkt das Mitgefühl mit armen und bedürftigen Menschen.
- Es stärkt die gute Seite und schwächt das Ego.
- Die Stärkung des muslimischen Gemeinschaftsgefühls.
- Eine Chance zum Abgewöhnen schlechten Verhaltens, wie üble Nachrede, Beleidigen, etc.
- Fasten als Mittel der Dankbarkeit.
- Eine gute Übung, um die eigenen Bedürfnisse zu kontrollieren.
- Ich persönlich empfinde das Fasten als Förderung meiner Gesundheit und Stärkung meines Immunsystems.
Der Quran sagt dazu in Sure 3: Verse 185, 186:
- Der Monat Ramadan ist es, in dem der Qur’an als Rechtleitung für die Menschen herabgesandt worden ist und als klarer Beweis der Rechtleitung und der Unterscheidung. Wer also von euch in dem Monat zugegen ist, der soll in ihm fasten. Und wer krank ist oder sich auf einer Reise befindet, soll eine Anzahl anderer Tage (fasten) – Gott will es euch leicht, Er will es euch nicht schwer machen – damit ihr die Frist vollendet und Gott rühmt, dass Er euch rechtgeleitet hat. Vielleicht werdet ihr dankbar sein.
- Und wenn dich Meine Diener über Mich befragen, so bin Ich nahe; Ich höre den Ruf des Rufenden, wenn er Mich ruft. Deshalb sollen sie auf Mich hören und an Mich glauben. Vielleicht werden sie den rechten Weg einschlagen.
Mohamed Abu El-Qomsan