Ich bin Christian Zwanziger, 33 Jahre alt und aufgewachsen in Pommersfelden. Nach der Schule in Höchstadt an der Aisch habe ich Geographie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg studiert. Über die Hochschulpolitik, wo ich Sprecher der Landes-ASten-Konferenz – der Bayerischen Studierendenvertretungen – war und ein erfolgreiches Volksbegehren für die Abschaffung der Studiengebühren lief, kam ich 2012 zu den Grünen. Seit der Landtagswahl 2018 gehöre ich dem Bayerischen Landtag an.
In der Grünen Landtagsfraktion ist meine Rolle zweigeteilt. Erstens bin ich innerhalb der Fraktion Ansprechpartner für alle Anliegen in Erlangen und im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Egal ob Ortumgehungsstraße, Naturschutzgebiet, digitale Ausstattung an Schulen oder Anstaltsbeirat im Justizvollzug – das Spektrum ist so vielfältig wie die Landespolitik selbst, und genau das macht es so spannend. Zweitens bin ich Sprecher meiner Fraktion für Landesentwicklung und Tourismus. Zwei Themen, die manchmal auch Überschneidungen haben, wie etwa das vor ein paar Jahren heiß diskutierte Riedberger Horn, an denen ich aber grundsätzlich unabhängig voneinander arbeite.
In der Tourismuspolitik gibt es auf den ersten Blick oft relativ viel Konsens. Doch das täuscht auch. So investiert die aktuelle Söder-Regierung Jahr für Jahr Millionen von Steuergeldern in den Ausbau von Beschneiungsanlagen unter dem Deckmantel der Tourismusförderung. Für mich ist ein solches Wettrüsten mit Schneekanonen gegen den Klimawandel rückwärtsgewandte Politik. Auch in anderen Feldern kommen schnell hitzige Debatten auf, wenn man an der Oberfläche kratzt. Beispielsweise bei der Frage, wie naturverträglicher Tourismus vor Ort konkret aussieht und wie das Miteinander von Gästen, Anwohner*innen und Natur möglichst gelingt. Wann ist eine Region „zu voll“ und wie gelingt es Menschen, auf wichtige Naturschutzbelange aufmerksam zu machen, wenn sie sich in der Natur bewegen? Wie können wir Anreise und Bewegung vor Ort ohne eigenen Pkw erleichtern? Spannende Fragen, auf die es ehrlicherweise kaum einfache Antworten gibt. Mit meinem Rad, der Bahn und Bussen – meistens auch mit meinem Zelt – nutze ich jedes Jahr die parlamentarische Sommerpause, um mir bei meiner „Tourismustour“ ein konkretes Bild vor Ort zu machen und mit Akteuren aus dem Tourismus in allen Ecken Bayerns ins Gespräch zu kommen.
Die Landesentwicklung kommt anfangs scheinbar unkonkret, abstrakt und wenig greifbar daher. Aber vereinfacht gesprochen würde eine gute Landesentwicklungspolitik unser Verfassungsziel, gleichwertige Lebensbedingungen in ganz Bayern sicherzustellen, verwirklichen. Eigentlich sollte die Landesentwicklung einen verlässlichen Rahmen bieten, wie wir alles was „raumwirksam“ wird, organisieren wollen. Aber die Landesentwicklung wurde über die Jahre aus meiner Sicht geschliffen, zusammengestutzt und ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Konkret haben viele sicher schon von der unsäglichen Lockerung des Anbindegebots gehört, deren Rücknahme wir Grüne fordern. Vereinfacht gesprochen sollte das Angebindegebot sicherstellen, dass gerade Industrie- und Gewerbeflächen nicht mitten auf die grüne Wiese – oder weil es so leicht erscheint in den Staatsforst – gesetzt werden, sondern an bestehende Siedlungsstrukturen „angebunden“ werden. Das ist Landesentwicklungspolitik. Aus meiner Sicht würde gute Landesentwicklungspolitik nicht nur Vorranggebiete für den Abbau von Kies und Sand, sondern auch welche für die Landwirtschaft vorsehen. Gute Landesentwicklungspolitik würde einen verlässlichen Rahmen für die Reduktion des Flächenverbrauchs schaffen und wir würden Kommunalpolitiker*innen mehr Werkzeuge an die Hand geben, Innenstädte und Ortszentren lebendig zu halten. Gute Landesentwicklungspolitik würde Antworten darauf liefern, wie wir als Gesellschaft zusammenleben wollen, und dann auch Prioritäten für das Wohl von uns allen auf Kosten von manchem Kirchturmdenken setzen. Davon sind wir aus meiner Sicht noch ein ganzes Stück weg. Daran arbeiten wir Grüne.
In den letzten Monaten hat die Corona-Pandemie auch meine Arbeit auf den Kopf gestellt. Viele Sitzungen und Treffen finden digital statt. Ich verbringe viel mehr Zeit im Homeoffice und auch die Bürger*innensprechstunden, die sonst in meinem Büro in der Wasserturmstraße 8 in Erlangen stattfanden, sind auf Online-Meetings umgestellt. Ich wünsche mir nichts mehr, als dass endlich alle, die es möchten, ein Impfangebot bekommen und ich hoffe, dass bis dahin möglichst wenige schwer erkranken oder gar einen lieben Menschen verlieren. Was sich aber auch in der Pandemie nicht verändert hat: Ich bin immer ansprechbar und dankbar für Anregungen, Fragen und Kritik. Am besten klappt das als kurze Mail (christian.zwanziger@gruene-fraktion-bayern.de) oder in den Online-Sprechstunden, die immer auf der Homepage stehen.
Christian Zwanziger