Regierungen der Welt, wacht endlich auf! Reagiert auf den Weltklimabericht!

Am 9. August 2021 wurde der erste Teil des Sixth Assessment Report des Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC, veröffentlicht, bei uns allgemein als Weltklimabericht bezeichnet. Dieser Teil befasst sich mit den physikalischen Grundlagen. Die Teile II (Folgen, Anpassung und Verwundbarkeiten) und III (Bewältigung des Klimawandels) sollen im Februar und März 2022 publiziert werden.

Teil I hat einen Umfang von 3949 Seiten. Ergänzend dazu gibt es eine immer noch 159 Seiten starke „Technical Summary“, eine Zusammenfassung für Entscheidungsträger, Antworten auf häufig gestellte Fragen und weitere ergänzende Dokumente. Sie alle kann man hier herunterladen.

Das Bild (auf Grundlage einer Grafik auf Seite 53 der Technical Summary) zeigt die globale Temperaturerhöhung für verschiedene Szenarien. Und es macht deutlich, dass wir wirklich ab sofort jedes mögliche Gramm CO2 einsparen müssen, um auf einen günstigen Pfad zu kommen und die Auswirkungen, die weiter unten beschrieben sind, so weit wie möglich zu mildern oder gar zu vermeiden.Hier einige der zentralen Aussagen des Weltklimaberichts:

  1. Es ist eindeutig, dass die Erwärmung der Erdatmosphäre vom Menschen verursacht ist.
  2. Die letzten 5 Jahre waren die wärmsten Jahre seit 1850, dem Beginn des betrachteten Zeitraums.
  3. Die menschenverursachte Klimaveränderung verursacht bereits viele Wetter- und Klimaextreme (Hitzewellen, starke Niederschläge, Trockenheit, tropische Wirbelstürme) in jeder Region der Erde.
  4. Alle Szenarien sagen einen Temperaturanstieg bis mindestens Mitte dieses Jahrhunderts voraus. Der Temperaturanstieg in diesem Jahrhundert wird 1,5 bis 2 °C überschreiten, falls nicht in den nächsten Jahrzehnten eine drastische Reduzierung der Treibhausgase erfolgt.
  5. Mit der globalen Erwärmung werden Metropolregionen und Städte häufiger von extremen Klimaereignissen betroffen sein: Hitzewellen, mehr Hitzetage und Hitzenächte, Anstieg des Meeresspiegels, mehr und stärkere Wirbelstürme, intensiverer Regen und eine größere Wahrscheinlichkeit von Überflutungen.
  6. Viele Effekte steigen überproportional gegenüber der Zunahme der Temperatur an, zum Beispiel extreme Hitze, Dürren, extreme Wirbelstürme, der Rückgang des Arktischen Eisschildes, von Schnee und Permafrost.
  7. Zu den regionalen Veränderungen in Europa, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auftreten werden, zählen Überflutungen durch Regenfälle in Nordeuropa und Dürreperioden in der Mittelmeerregion. Außerdem ab 2 °C globaler Temperaturerhöhung: höhere mittlere Niederschläge in Nordeuropa; geringere Niederschläge, Trockenheit, landwirtschaftliche und hydrologische Dürren sowie Brandgefahr im Mittelmeerraum; Überflutungen im Mittelmeerraum; Überschwemmungen durch Flüsse in West- und Mitteleuropa. Die meisten periglazialen Prozesse (Auftauen und Wiedereinfrieren von Böden) in Nordeuropa werden bis Ende des 21sten Jahrhunderts verschwunden sein.
  8. Im regionalen Maßstab können abrupte Effekte, Kipppunkte („Tipping Points“) und auch Umkehreffekte mit großer Wahrscheinlichkeit nicht ausgeschlossen werden. Einige abrupte Veränderungen und Kipppunkte könnten ernste lokale Auswirkungen haben, wie dort noch nie erlebte Wetterereignisse, extreme Temperaturen und eine erhöhte Häufigkeit von Dürren und Waldbränden. Die Modelle, die solche Kipppunkte vorhersagen, zeigen abrupte Veränderungen, wenn die Schwelle dafür überschritten ist, und auch ein Rückgang auf Temperaturen unterhalb der Schwelle garantiert keine Veränderung zurück zu den Ausgangswerten.
  9. Die fortschreitende globale Erwärmung wird den globalen Wasserkreislauf verstärken, einschließlich seiner Schwankungen, globaler Monsune und der Schwere von Feuchtigkeits- und Trockenereignissen.
  10. Mit zunehmenden CO2-Emissionen werden die CO2-Senken im Meer und an Land den Anstieg von CO2 in der Atmosphäre immer weniger effektiv bremsen.
  11. Viele Veränderungen durch bereits erfolgte und künftige Treibhausgasemissionen werden für Jahrhunderte bis Jahrtausende irreversibel sein, vor allen im Meer, beim Eis und der Meeresspiegel.
  12. Natürliche Einflussfaktoren und Schwankungen der ablaufenden Prozesse werden die menschengemachten Veränderungen modulieren, vor allem regional und kurzfristig, mit geringem Effekt auf die globale Erwärmung in diesem Jahrhundert. Diese Schwankungen müssen berücksichtigt werden, wenn man Maßnahmen in Bezug auf die Veränderungen plant.
  13. Mit einer zunehmenden globalen Erwärmung erlebt jede Region immer mehr vielfältige gleichzeitige Veränderungen bei den klimatischen Wirkungstreibern, also bei 2 °C mehr und stärkere Treiber als bei 1,5 °C, bei mehr als 2 °C mehr als bei 2 °C.
  14. Wirkungen mit niedriger Wahrscheinlichkeit, wie der komplette Zusammenbruch der Eisschilder oder abrupte Änderungen der Meeresströmungen, das gleichzeitige Auftreten mancher Extremereignisse oder eine Erwärmung jenseits des „sehr wahrscheinlichen“ Korridors der künftigen Erwärmung können nicht vollständig ausgeschlossen werden.
  15. Der Meeresspiegel ist bisher um 20 cm angestiegen und wird bis 2100 um weitere 30 bis 100 cm ansteigen, je nach der Menge der Emissionen. Der Meeresspiegel reagiert sehr langsam auf die globale Erwärmung, wenn er aber einmal begonnen hat, dauert der Anstieg tausende Jahre an.
  16. Aus physikalischer Sicht würde die mögliche Begrenzung der durch den Menschen verursachten Erderwärmung auf ein bestimmtes Niveau bedeuten, dass dafür die CO2-Emissionen auf Netto-Null reduziert werden müssen, gemeinsam mit starken Reduzierungen anderer Treibhausgase. Schnelle, nachhaltige Reduzierungen der Methan-Emissionen würden auch den Erwärmungseffekt begrenzen, der durch zurückgehende Verschmutzung mit Aerosolen entsteht, und würden die Luftqualität verbessern.

Gerhard Seitfudem