Archiv des Autors: Gabriele Dirsch

Austausch über das Bauvorhaben Posteläcker im Sportheim am 25.07.2022

Der Einladung der Grünen Fraktion sind mehr als 30 Bubenreuther Bürger*innen gefolgt. Der Abend zeigte, dass hier dringender Austauschbedarf besteht und die Gemeinde nicht einfach das Projekt „Posteläcker“ mit einem Minimum an Bürgerinformation vorantreiben darf. Sie muss sich mit den Fragen, Anregungen und der Kritik der Bürger*innen auf Augenhöhe auseinandersetzen, und da ist erstmal Zuhören angesagt. Mangelnde Transparenz war einer der Hauptkritikpunkte vonseiten der Bürgerschaft.

Wir Grüne haben zuerst unsere Sichtweise und unsere Fragen zu der Planung „Posteläcker“ vorgestellt und im Anschluss allen Anwesenden der Reihe nach die Möglichkeit gegeben, ihre/seine Wahrnehmung wiederzugeben und Fragen zu stellen. Wir wollten bewusst keine Diskussion und möglichst auch keinen Schlagabtausch der Argumente beginnen, sondern zunächst alle zu Wort kommen lassen.

Wir hätten auf viele Fragen auch keine Antworten gehabt, da z.B. eine umfangreiche Wohnraumbedarfsanalyse, die uns versprochen wurde, seitens des Bürgermeisters nicht mehr für nötig erachtet wird und die Folgekostenabschätzung noch immer nicht vorliegt. Das ist in unseren Augen mehr als fahrlässig.

Bei den geplanten Stellplätzen lagen unsere und die Meinung der Besucher*innen (besonders der direkten Anwohner*innen des Gebiets) weit auseinander. Zu wenige von ihnen können sich ein autofreies oder zumindest autoreduziertes Quartier vorstellen. Die Angst, dass die eigene Straße mit Autos aus dem neuen Quartier zugeparkt wird und man selbst dort dann keinen Parkplatz mehr findet, ist (noch?) größer als der Glaube an eine mögliche – von vielen zugegeben als notwendig erachtete – Reduzierung des Verkehrs durch kommunale Weichenstellung (Flexibilisierung der Stellplatzsatzung). Hier fehlt es an Best-Practice-Beispielen aus anderen Städten und Gemeinden, die hier schon viel mutiger handeln und positive Erfahrungen gemacht haben (z.B. Vauban in Freiburg). Wenn wir Vergleiche mit anderen Städten bringen, wird uns vonseiten des Bürgermeisters oft gesagt, man könne die Gegebenheiten nicht mit Bubenreuth vergleichen. Wir fragen uns oft, warum eigentlich nicht – und hier ganz besonders, denn das hier geplante Quartier hat ja durchaus städtischen Charakter und es böte sich aufgrund seiner Gegebenheiten (Nahversorger im Quartier) und seiner Lage (Nähe zum ÖPNV und Nähe zu Erlangen) ideal für ein autofreies oder zumindest autoreduziertes Gebiet an, das diesen Namen auch verdient.

Am Ende der Veranstaltung riefen wir die Anwesenden auf, ihre Fragen im Rahmen der 1. öffentlichen Auslegung bis zum 12.08.2022 auch an Bürgermeister, Gemeinderatsmitglieder und Verwaltung zu schicken. Diese würden dann nach Themen gebündelt und in einer der nächsten Sitzungen diskutiert und abgewogen. Hier sollten die Bubenreuther Bürger*innen gerne dazu kommen und die öffentliche Diskussion verfolgen.

Unsere Stellungnahme zur aktuellen Planung des Gebietes ‚Posteläcker‘, Stand Juni 2022

Liebe Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderats,

die Bebauung der freien Fläche zwischen Altort und Geigenbauersiedlung ist ein gewaltiger Entwicklungsschritt für unseren Ort, der in seiner gesamten Dimension mit dem Bau der Vogelsiedlung oder sogar der Ansiedlung der Geigenbauer verglichen werden kann. Dieser Schritt wird Bubenreuth verändern, größer machen, auch städtischer. Wir werden mehr Einwohner im Ort haben, mehr Gewerbe, wieder ein Wohnheim. Endlich wächst auch die Lücke zwischen den beiden Ortsteilen zusammen. Wir als Grüne haben dies immer als den besten Ort für neue Entwicklungen angesehen, anstatt Flächen im Außenbereich wie am Rothweiher zu verbauen.

Die Firma Schultheiß hat ein ambitioniertes Konzept für den ersten Bauabschnitt vorgelegt. Der Plan mit viel Grün, Retentionsflächen, einer intelligenten Lösung für Nahversorger und Heim, einem sehr großen Anteil an gefördertem Wohnungsbau hat uns in weiten Bereichen überzeugt. Nicht glücklich sind wir mit der städtischen Architektur, die nicht so recht zum Ort mit seinem heutigen Gesicht passen will. Gar nicht einverstanden sind wir damit, dass verkehrstechnisch weiterhin zu viel rund um das Auto geplant wird und die versprochenen Reduzierungen der Stellplätze nicht verbindlich vorgesehen werden – hier wird versäumt eine zukunftsfähige Planung anzugehen.

Was uns auch nicht überzeugt hat ist insbesondere die Vorgehensweise bei einem so großen Projekt. Nach dem Bebauungsplan, der den Gemeinderät*innen erst seit wenigen Tagen vorliegt und bisher gar nicht diskutiert wurde, kommen allein im ersten Bauabschnitt 1200 neue Mitbürger*innen dazu. Insgesamt werden es für Posteläcker wohl einmal um die 3000 sein! Dieser ganz erhebliche Zuwachs stellt uns vor ungeklärte Herausforderungen. Wir kennen die Folgekosten dieses Projektes noch nicht, deren Berechnung beauftragt wurde, aber uns nicht vorgelegt worden ist. Gibt es ausreichend Plätze in Kindergarten und Grundschule und in den Vereinen? Verkraften Eichenplatz und Birkenallee die zusätzlichen Verkehrsströme auch bei dieser Größenordnung? Was ist mit der Wasserversorgung, wenn der Trend zur Dürre anhält? Keine dieser Fragen wurde zum jetzigen Zeitpunkt ausführlich im Gemeinderat behandelt, wir halten das für fahrlässig, wenn der 1. Bauabschnitt bis 2025 realisiert werden soll. Diese Dinge müssen dringend verbindlich geklärt werden.

Fahrlässig finden wir auch den Verhandlungsansatz der Gemeinde mit der Firma Schultheiß. Zwei halbtägige Klausuren hat der Gemeinderat mit einem externen Berater verbracht, um dessen dringenden Rat zu folgen, den Maximalforderungen von Schultheiß eigene Erwartungen der Gemeinde entgegen zu setzen. Doch die erarbeiteten Ergebnisse wurden nicht einmal protokolliert und der Firma Schultheiß komplett übermittelt, sondern sie wurden nach neuen Erkenntnissen zum Genehmigungsverfahren vom Bürgermeister kassiert. Der Gemeinderat hat also nicht nur zwei Klausuren umsonst abgehalten, sondern man fügt sich bis auf kleine Änderungen den Vorgaben des Bauträgers, bevor wir überhaupt Gewissheit über die Folgekosten haben. Eine fundierte demokratische Entscheidungsfindung wurde somit abgewürgt und der Gemeinderat konnte seinem Auftrag, die beste Lösung für den Ort zu erarbeiten, nicht gerecht werden.

Wir begrüßen die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit ausdrücklich. Wir stehen für eine Realisierung des Projekts, aber mit mehr Zeit und Sachverstand. Nun hoffen wir auf zahlreiche Rückmeldungen aus der Bürgerschaft.

Ronald Stoyan in der Gemeinderatssitzung vom 28.6.2022

Erfolg unserer Hartnäckigkeit: PV-Förderung endlich auch in Bubenreuth!

Eine hohe, zeitlich begrenzte Förderung von PV-Anlagen auf privaten Dächern haben wir schon im Februar 2021 mit unserem Local-Green-Deal-Antrag gefordert.

Auf diesen Dächern ist noch Platz

Auf diesen Dächern ist noch Platz.

Damals haben wir unseren Antrag, der viele Fördermöglichkeiten in den Bereichen Mobilität, Energie (Strom und Wärme) und Biodiversität beinhaltete, zurückgestellt, da uns signalisiert wurde, dass er im Gemeinderat in dieser Form von der Mehrheit abgelehnt würde. Uns wurde zugesichert, dass die Inhalte zusammen mit dem KEU-Ausschuss, der Energiewendegruppe (EWB) und dem Institut für Systemische Energieberatung (ISE) nochmal behandelt und ggfs. abgeändert würden.

Bei den sich über Monate hinziehenden langwierigen Verhandlungen wurde schnell deutlich, dass bei den anderen Fraktionen, aber leider auch bei der EWB und ISE, keine Notwendigkeit in der Förderung von PV-Anlagen gesehen wurde. Wir mussten uns über ein Jahr die immer gleichen Argumente anhören wie „PV-Anlagen rechnen sich ja sowieso“, „wir können als Kommune kein Gewerbe fördern“, „die gut betuchten Hausbesitzer würden mit der Förderung bevorzugt“, „die Förderhöhe (40% der Anschaffungskosten, max. 8000 €) ist viel zu hoch – andere Kommunen fördern viel niedriger“ oder „das Förderprogramm benachteiligt diejenigen, die auch ohne zusätzliche Förderung die Maßnahmen umgesetzt haben“. Ganz gleich, wie jeder Einzelne zu diesen Argumenten steht – manche sind schlichtweg falsch, Fakt ist, dass bisher nicht nur auf Bubenreuther Dächern noch viel zu wenige PV-Anlagen existieren, um die dringend notwendige Energiewende voran zu bringen. Das heisst für uns, dass alles, was bisher auf Bundesebene zur PV-Förderung existiert, keine wirksamen Anreize geboten hat und wir deshalb auch auf kommunaler Ebene nachbessern müssen.

Leider hat es anscheinend eines Krieges bedurft, um vielen Verantwortlichen die Dringlichkeit und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern – besonders aus Russland – vor Augen zu führen. Und obwohl diese Umstände schrecklich genug waren, mussten wir doch noch mehrere Stunden im KEU-Ausschuss für unser Anliegen kämpfen, jetzt endlich die Förderung von PV-Anlagen in das CO2-Förderprogramm aufzunehmen.

Am Ende des KEU-Ausschusses vom 10. Mai 2022 einigte sich die Mehrheit der Fraktionen auf eine Förderung von 300 €/kWp bis max. 3000 €/Haushalt. Dieses Ergebnis liegt zwar weit von unserer ursprünglichen Forderung einer 40%igen Förderung entfernt, aber mit dem Hinweis, in ein paar Monaten zu überprüfen, ob diese Förderung tatsächlich angenommen wurde und bei Bedarf auch nachzubessern, ließen wir uns darauf ein.

Traurig ist, dass es dann doch nochmal in der Gemeinderatssitzung vom 28.6.2022, bei der die Entscheidung aus dem KEU-Ausschuss zur Beschlussfassung vorlag, zu massiven Zweifeln und Bedenken vonseiten der Verwaltung, des Bürgermeisters und der CSU kam. Zum Glück stimmte aber die Mehrheit der Gemeinderäte dem im KEU ausgearbeiteten Beschluss zu.

Ich frage mich in der aktuellen dramatischen Lage hinsichtlich Krieg in Europa und den sich zuspitzenden und nicht mehr wegzudiskutierenden Auswirkungen des Klimawandels auch bei uns, ob es sich bei den Widerständen gegen unsere Vorschläge rein um politisches Taktieren handelt oder bei manchen MandatsträgerInnen immer noch der Glaube vorherrscht, wir könnten tatsächlich so weiter machen wie in den letzten 40 Jahren.

Dieses Denken lässt mich leider nicht sehr hoffnungsvoll in die Zukunft blicken angesichts der Herausforderungen, die vor uns liegen und die nur gemeinsam gelöst werden können.

Ele Dirsch

Stellplätze contra Wohnungen

In der letzten Bauausschusssitzung am 17.5.2022 hat es sich wieder bestätigt:

Mit althergebrachten Satzungen wie unserer ’neuen‘ Stellplatzsatzung, schaffen wir keine Mobilitätswende.  In der Damaschkestrasse ist eine Umnutzung von Gewerbeflächen in möglichst viele Wohnungen geplant. Dies scheitert jedoch an der Anzahl der vorzuweisenden Stellplätze. Dadurch sind nur 6 Wohneinheiten (zwischen 120 – 140 m²) möglich, da höchstens 12 Stellplätze auf dem Grundstück  darstellbar sind. Mit kleineren Wohnungen wären durchaus mehr Wohneinheiten möglich und sinnvoll gewesen.

Aber diese Option fand keine Mehrheit, da „die Autos ja da sind und irgendwohin müssen. Wir können ja niemandem vorschreiben, wieviele Autos er besitzt“. Große Angst besteht ausserdem, dass Autos, für die es auf dem Grundstück keinen Stellplatz gibt, auf der Strasse parken und hier Radfahrer gefährden könnten.

Über die gesamte Länge der Damaschkestrasse herrscht Enge und Radfahrer und Autos müssen schon immer rücksichtsvoll nebeneinander koexistieren.

Dass es durchaus auch wohnungssuchende Menschen gibt, die mit weniger oder gar keinem Auto auskommen (und dafür vielleicht auch weniger Miete zahlen müssen), ist für viele nicht vorstellbar. Und dass wir angesichts der Klimakrise keine Zeit haben, zu warten, bis die Pkw-Anzahl freiwillig reduziert wird, auch nicht. So wird jede Veränderung blockiert und mit dem Finger auf die Bundesregierung gezeigt. Aber selbst die ist mittlerweile schon weiter, wie das kurze Interview mit der SPD-Bundesbauministerin Klara Geywitz zeigt. „Wenn man schon nachverdichtet, kann man nicht noch zusätzliche Stellplätze schaffen.“

Aber wann diese Erkenntnis im Bubenreuther Gemeinderat ankommt, steht in den Sternen.

In Bubenreuth endet die Idee der Klimaneutralität am Stellplatz

Wieder einmal wurde die Chance verpasst, zeitgemäße und zukunftsgerichtete Weichen zu stellen, indem man eine Stellplatzsatzung formuliert hätte, die wirklich Einfluss nimmt auf eine nachhaltige Mobilität mit weniger Individualverkehr. Einzig und alleine positiv zu bewerten ist die Pflicht, ab 3 Wohneinheiten auch 2 Fahrradabstellplätze vorzuweisen. Aber auch hier hätten wir uns gewünscht, dass entsprechend der Anzahl der Wohnräume Fahrradabstellplätze vorgesehen werden müssen, da in der Regel fast jedes Haushaltsmitglied heutzutage mindestens 1 Fahrrad besitzt.

In der Bauausschusssitzung am 15.3.2022 wurde in kleiner Runde mit Vertretern aller Fraktionen sehr kontrovers über eine unserer Meinung nach dringend notwendige Verkehrswende über eine Reduzierung der bei Bauvorhaben geforderten Stellplätze diskutiert. In unseren Augen sind die weiterhin geforderten 2 Stellplätze pro Wohneinheit > 80 qm, Einfamilien-/Reihenhaus oder Doppelhaushälfte nicht zielführend, wenn wir in den nächsten 10 Jahren die Autoanzahl halbieren müssen, um das 1,5°-Ziel zu erreichen. Gleichzeitig belastet jeder zusätzliche Quadratmeter versiegelter Fläche die Umwelt.

Das Beispiel der Nachverdichtung in der Hans-Paulus-Strasse zeigt, zu welchem Ortsbild der Flächenverbrauch durch Parkplätze führt und dass dann kein Platz mehr für Grün, Spielen und Leben bleibt.

Eine aktuelle Studie der Stiftung „Lebendige Stadt“  hat die Einflussfaktoren ermittelt, die zu einem reduzierten Stellplatzschlüssel beitragen: es sind eine hohe Quartiersdichte, geringe Haushaltsgröße sowie kurze Wege zu ÖPNV, Nahversorgung und anderweitigen Angeboten des täglichen Bedarfs. Die meisten dieser Bedingungen liegen in vielen Wohnbereichen von Bubenreuth vor und hätten unserer Meinung nach in der neuen Stellplatzsatzung berücksichtigt werden müssen.

Am Beispiel eines Wohnquartiers in Freiburg (Vauban 1992, > 5000 EW) konnte ich in der Bauausschusssitzung aufzeigen, dass ein reduzierter Stellplatzschlüssel zu weniger Pkw pro Einwohner führte und nur ein Drittel vom Landesdurchschnitt in Baden-Württemberg beträgt (157 statt 524 Pkws/1000 EW!). Teilgebiete des Viertels wurden sogar ganz von der Stellplatzpflicht befreit. Die mehr als 500 autofreien Haushalte profitierten von geringeren Baukosten (bis zu -25.000 €) und einer höheren Lebensqualität im Quartier durch weniger Verkehr. Diese autofreien Zonen haben sich mittlerweile zu den attraktivsten Wohngebieten in Vauban entwickelt.

Leider orientierten sich die anderen Fraktionen nur an dem Status quo, d.h. der aktuellen Anzahl von Pkws in Bubenreuth, die in den letzten Jahren eher zu- als abnahm. Wie das Beispiel Vauban zeigt, werden wir aber eine Mobilitätswende nicht dadurch erreichen, indem wir den vorhandenen Autos immer ihren Platz zur Verfügung stellen, anstatt Menschen anzuziehen, die sich durchaus ein Leben ohne oder mit weniger Autos vorstellen können. Die gute Anbindung von Bubenreuth an Bus und S-Bahn sowie die Fahrradnähe zu Erlangen hätten die Voraussetzungen für mutigere Schritte geboten.

Da unsere Argumente im Bauausschuss nicht gefruchtet hatten, hätten wir dieses wichtige zukunftgestaltende Thema „Stellplatzsatzung“ gerne im Gemeinderat mit allen GR-Mitgliedern diskutiert, am besten noch mit Verkehrsexperten wie Prof. Kipke. Eine mögliche Diskussion war jedoch nicht gewollt und wurde vom Bürgermeister am Anfang der GR-Sitzung am 22.2.2022 sofort im Keim erstickt. So wundert es nicht, dass die Abstimmung entsprechend der Mehrheiten 12 : 4 ausfiel und damit die notwendige Transformation auch im Verkehrsbereich weiterhin verhindert wird.

Ele Dirsch

„PV-Anlagen sind ansteckend!“ – Leider noch nicht in Bubenreuth

„Wieviele Solarpanele wie weit weg vom eignen Haus sind – das bestimmt die Wahrscheinlichkeit, ob man ebenfalls eine solche Anlage auf dem Dach hat.“

Mit diesem Ergebnis einer Studie von 2021 wollten wir den Gemeinderat dafür begeistern, unseren vor einem Jahr abgeschwächten Local-Green-Deal-Antrag bezüglich der Förderung von PV-Anlagen neu aufzulegen. Grund für unseren Dringlichkeitsantrag waren die dramatischen Ereignisse in der Ukraine, die wir zum Anlass nahmen, nicht mehr länger zu warten, sondern den Ausbau der Erneuerbaren sofort im Rahmen des uns Möglichen umzusetzen.

Mit einer hohen 40%igen Förderung im ersten Jahr wollten wir endlich die notwendige Aufbruchstimmung hier bei uns im Ort erzeugen, die so dringend nötig ist, wenn wir unabhängiger von autokratischen Staaten wie Russland werden wollen.

Aber das ging natürlich gar nicht für die anderen Mitglieder des Gemeinderates. Zu vage waren ihnen die „Fakten“. Zu wenig klar, was der eingesetzte Euro für einen Nutzen bezüglich CO2-Reduktion hätte. Welches Potential an freien und für PV geeignete Dächern hätte Bubenreuth (FW)? Fragen über Fragen, die wir angeblich nicht oder nur unzureichend in unserem Antrag aufgeführt hätten. So könnte man ihm nicht zustimmen, wolle man sich nicht auf rechtlich (BGM!) unsicheren Boden begeben. Schließlich wolle man kein Gewerbe fördern. Außerdem würde ja der Bund jetzt ein Programm auflegen, dem man nicht vorgreifen wolle (SPD). Aber mittlerweile zeigt sich: Das EEG-Osterpaket „des Bundeswirtschaftsministeriums für die Reform des EEG bringt starke Verbesserungen nur bei Großanlagen und Freiflächenanlagen, aber für normale Dachanlagen überhaupt nichts.“ (lt. PV-Magazin).

Fakt ist,

  • dass es in genügend Ortschaften schon längst eine – wenn auch in unseren Augen viel zu zaghafte – Förderung gibt, ganz ohne rechtliche Konsequenzen.
  • dass wir keine Zeit haben, nach der optimalen Kosten-Nutzen-Kalkulation zu entscheiden, sondern einfach alles nutzen müssen, wozu Bürger*innen bereit sein könnten. Sei es bezüglich Wärme, Mobilität oder eben Stromerzeugung über PV.

Da die Kosten von 200.000 € schon im Haushalt 2022 eingestellt und damit gedeckelt waren, gab es für uns keinen Grund, diese Maßnahmen bis ins letzte Detail zu hinterfragen und aufzuschlüsseln. Zu weit sind wir noch entfernt von dem im Oktober 2011 selbstgesteckten Ziel der Energieautarkie für Bubenreuth. Laut Wattbewerb-ERH stehen wir bei Anlagen < 100 KWp aktuell mit der Leistung Wp/Einwohner im Landkreis weit hinten an vorletzter Stelle.

Wir haben uns schließlich darauf eingelassen, das Thema samt den Fragen im nächsten KEU (der Termin wurde gleich auf den 10.5. festgelegt) nochmal zu erläutern und hoffen, dass es dann keine Ausreden mehr für die anderen Mitglieder des Gemeinderates geben wird und sie diesem Antrag zustimmen werden.

Ele Dirsch

Einführung einer Kinderspielplatzsatzung

Die Bayerische Bauordnung sieht die grundsätzliche Verpflichtung vor, bei Wohngebäuden mit über 3 Wohneinheiten einen ausreichend großen Spielplatz zu errichten. Wie dieser zu gestalten sei war Thema im Bauauschuss am 15.3.2022.

Wir begrüßen diese Verpflichtung und eine naturnahe Ausgestaltung dieser Flächen, da doch meist die Kinder die Leidtragenden sind von zunehmender Flächenversiegelung und mangelndem Grün. Allerdings geht uns diese Verpflichtung nicht weit genug, da sie nicht die gesamte unbebaute Fläche eines Grundstücks berücksichtigt. Dies würde eine Freiflächengestaltungssatzung (FGS) tun, wie wir sie schon vor 4 Jahren als Antrag in den Gemeinderat gebracht haben. Damals wurde dieser Impuls jedoch nicht aufgegriffen, sondern in den Bauausschuss verwiesen, wo er immer noch auf Bearbeitung wartet.

Wir haben der Kinderspielplatzsatzung zugestimmt und gleichzeitig darauf gedrängt, jetzt nochmal die Einführung einer FGS zu prüfen, um einer zunehmenden unnötigen Versiegelung bei Nachverdichtungen entgegen zu wirken.

Erlangen hat bestätigt, dass seit Einführung der FGS 2020 z.B. Steingärten immer mehr zurück gingen. Das wäre es doch wert. Wir bleiben dran.

Neu im Gemeinderat: Ronald Stoyan stellt sich vor

Nach dem Rücktritt von Christian Dirsch bin ich seit kurz vor Weihnachten 2021 neu im Gemeinderat. Ich hatte schon 2014 und 2020 für den Gemeinderat kandidiert. Damit, dass ich nun doch noch politisch im Rat aktiv werden kann, hatte ich nicht mehr gerechnet. Umso mehr freut mich diese Möglichkeit, auch wenn ich Christians Rücktritt sehr bedauere.

Ich wurde 1972 in Dresden geboren. Meine Eltern standen mit der DDR-Diktatur auf Kriegsfuß. Die Stasi hatte unsere Wohnung verwanzt und versucht, Nachbarn, Freunde und Verwandte zu instrumentalisieren. Schließlich wurde mein Vater unter einem Vorwand verhaftet und als politischer Häftling verurteilt. Diese Erlebnisse haben mich früh politisiert.

1982 kamen wir nach Erlangen. Ich bin in Bruck in die Grundschule gegangen, habe am Emmy-Noether-Gymnasium Abitur gemacht und anschließend Geographie in Erlangen studiert. Nach dem Studium habe ich mein Hobby, die Astronomie, zum Beruf gemacht, und leite als Geschäftsführer einen Verlag zum Thema. Daneben war ich jahrzehntelang als Chefredakteur von Astronomie-Zeitschriften tätig, und habe Bücher zum Thema verfasst.

Mit meiner Frau bin ich 2005 nach Bubenreuth gezogen. Kurze Zeit später sollte außerhalb des Orts ein Riesen-Gewerbegebiet entstehen. Ich habe die Bürgerbewegung „Rettet den Regnitzgrund“ initiiert, die dank dem Engagement vieler Bubenreuther:innen schließlich in ein erfolgreiches Bürgerbegehren mündete und die Planungen verhinderte. Aus dieser Gruppe entstand dann auch der Kern von Bündnis 90/Die Grünen in Bubenreuth.

Die Welt hat nur noch wenige Jahre, bis das Ziel, die Erderhitzung auf 1,5°C zu begrenzen, nicht mehr erreichbar ist. Jeder Ort auf der Welt und jeder Mensch hat eine Verantwortung, das zu verhindern. Ich sehe es als meine Aufgabe an, im Gemeinderat dafür zu sorgen, dass diese Verantwortung ernst genommen wird und bei Energie, Verkehr und Umweltschutz die Prioritäten so gesetzt werden, dass unsere Zukunft lebenswert bleibt.

Ronald Stoyan

Bäume sterben den langsamen Salztod

„Wer bei Schnee und Eis Streusalz verwendet, schädigt die Natur,“ sagt der Bund Naturschutz. Er empfiehlt daher abstumpfende Alternativen wie Splitt, Granulat oder Sand (im Handel am Umweltzeichen Blauer Engel erkennbar). Leider ist die Anwendung von Salz bequem und vordergründig billig. So werden in Deutschland jährlich rund 1,5 Millionen Tonnen Streusalz auf Straßen und Wegen ausgebracht. Berücksichtigt man allerdings die ökologischen und volkswirtschaftlichen Schäden, so sieht die Rechnung anders aus: An Bäumen und Böden entlang von Straßen entstehen Schäden, die meist erst nach Jahren erkennbar werden, wenn der Baum Blattrandnekrosen (Gelbverfärbungen) und Trockenheitszeichen trotz vorhandener Feuchtigkeit zeigt, da die Wasseraufnahme der Bäume behindert und die Nährstoffaufnahme erschwert wird. Auch Tiere leiden stark unter den Salz. Außerdem werden Autos und Bauwerke, insbesondere Brücken mit Eisenträgern, nachhaltig geschädigt und ihre Lebensdauer erheblich verkürzt.

Viele Kommunen – auch Bubenreuth – verbieten den Grundstücksbesitzern den Einsatz von Streusalzen und empfehlen ökologischere Varianten gegen Glätte (§10 der Reinigungs- und Sicherungsverordnung). Leider gilt auch hier: Wo kein Kläger, da kein Richter. Und so verwundert es nicht, dass man als Winterspaziergängerin durch Bubenreuth immer wieder über große Salzhaufen stolpert, die unbedacht hingeworfen wurden.

Aber auch die Gemeinde Bubenreuth verwendet auf ihren Straßen Streusalz. Am Bauhof konnten bisher 25 t Streusalz gelagert werden, was den Verantwortlichen zu unsicher war, wenn das Salz im Winter auszugehen drohe.

Als am 25.07.2017 im Gemeinderat diskutiert wurde, ob ein eigenes Salzsilo (für 60 t Salz, Kosten 30.000 €) angeschafft werden sollte, plädierten wir Grüne dafür, die Priorisierung der Straßen zu ändern, die neben Räumen auch mit Auftausalzen bearbeitet werden müssten, da sie besondere Gefahrenquellen darstellen. Das sind zum Beispiel steile Hänge oder die Busstrecke.

Wir forderten, vergleichbar mit Erlangen, die Nebenstraßen nicht mehr zu räumen und die Bevölkerung zur gebotenen Vorsicht aufzurufen. Dadurch hätten wir erstmal ausprobieren können, wie weit wir die eingesetzte Salzmenge reduzieren könnten. Von zukünftig wärmeren Wintern und damit geringeren Räumfahrten mal abgesehen.

Leider wurden wir damals vom Rest des Gemeinderats überstimmt und so steht heute ein teures Salzsilo auf dem Bauhof, und gestreut wird immer noch bis in die letzte Sackgasse hinein.

Ele Dirsch

Neues zur PV-Freiflächenanlage von Bräuningshof

In der Gemeinderatssitzung vom 23.11.2021 stand der „Solarpark Bräuningshof“ erneut auf der Tagesordnung (wie schon im November 2020). Die Nachbargemeinde wollte die Zustimmung zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan mit Änderung des Flächennutzungsplans. Ich hatte schon bei der letzten Abstimmung im November 2020 den Standort nördlich der Bauernautobahn aus Gründen der Flächenkonkurrenz zwischen landwirtschaftlicher Erzeugung, Energieproduktion und Naherholung bemängelt und plädierte für einen verstärkten Ausbau der PV-Anlagen auf den vorhandenen Dächern (siehe Link).

Was diesmal erstaunte, war, dass in der jetzigen Beschlussvorlage im Gegensatz zu 2020 betont wurde, dass
„… gemäß dem Landesentwicklungsprogramm Bayern (LEP B IV) (1.3 G) weiterhin an-
zustreben ist, dass die für land und forstwirtschaftliche Nutzung geeigneten Böden nur
in dem unbedingt notwendigen Umfang für andere Nutzungen vorgesehen werden.
Auf Grund des hier geplanten großflächigen Flächenverbrauchs ist der Verlust an
landwirtschaftlicher Fläche nicht unerheblich und wird daher für den landwirtschaftli-
chen Raum kritisch gesehen.“

Und weiter heißt es in der Beschlussvorlage:
„Eine verstärkte Bestückung vorhandener Dächer mit PV-Anlagen sollte daher stets Vorrang vor einem großflächigen Flächenverbrauch im Naturraum haben.

Da frage ich mich schon, wie es dann gleichzeitig sein kann, dass die von uns geforderte Förderung privater PV-Anlagen (LGD) aus dem CO2-Förderkatalog explizit herausgenommen wurde. Hier liegen Worte und Taten noch meilenweit auseinander. Selbst von der von Gemeindeseite stattdessen vorgeschlagenen verstärkten PV-Werbekampagne fehlt noch jede Spur. So kann Energiewende kaum gelingen.

Ich begrüße es, dass durch den jetzigen Beschluss die Gemeinde Bräunigshof aufgefordert ist, den Standort für die PV-Freiflächenanlage nochmal neu zu überdenken. Aber von Bubenreuth erwarte ich jetzt auch, dass den Worten auch Taten folgen und die abgelehnte kommunale PV-Förderung samt Werbung endlich umgesetzt wird.

Ele Dirsch