Hochwasserschutz darf leider nicht mehr neu gedacht werden

Der Hochwasserschutz ist ein wichtiges Thema. Bubenreuth ist da seinen Nachbargemeinden voraus mit dem Bau der zwei Hochwasserschutzdämme. Auch uns als grüner Fraktion ist es wichtig, diese Maßnahmen mit dem finalen Abschnitt 2B zum Abschluss zu bringen. Wir denken jedoch, dass durch die Zuspitzung des Klimawandels und den vermehrten Dürrejahren in der Vergangenheit der Hochwasserschutz nicht mehr als reine Ableitung bis zur Regnitz, sondern neu gedacht werden muss. Hier hätten wir uns in der letzten GR-Sitzung am 20.12.2022 gewünscht, zeitgemäßere Lösungen zu finden.

Wir verstehen, dass seit Beginn der Hochwasserschutzmaßnahme mittlerweile viel Zeit vergangen ist und dass eine Maßnahme irgendwann zu einem Abschluss kommen muss. Aber durch eine Verzögerung des BA 2B gefährden wir keine Bubenreuther Bürger*innen. Deshalb wäre es in unseren Augen sinnvoll, eine nach heutigem Wissensstand ökologische Lösung zu verwirklichen, die nicht auf reine Ableitung der Wassermengen setzt, sondern auf Rückhalt, gefahrlose temporäre Verteilung in der Fläche und mögliche Versickerung. Damit würde auch ein wichtiger Beitrag zur Grundwasserneubildung geleistet.

Hochwasserschutz muss heute zusammen mit den Themen Grundwasser und Artenschutz gedacht werden. Wir schlugen vor, dass die bautechnischen Maßnahmen flankiert werden von ökologischen Hochwasserschutzmaßnahmen, die diesen Vorgaben gerecht würden:

  • Die jetzt geplanten Maßnahmen sehen eine reine Ableitung vor und müssen deshalb sehr groß dimensioniert werden. Wir schlagen vor, Retentionsflächen mit einzubeziehen, um die Wassermassen in der Fläche zu verteilen und die Größe der Baumaßnahmen und damit auch die Kosten zu reduzieren, da die nachgelagerten Querschnitte deutlich kleiner ausgeführt werden könnten.
  • In dem Abschnitt zwischen der Bahn und der Autobahn haben wir zwei Flächen identifiziert, die aufgrund ihrer Topographie als Retentionsflächen geeignet sind. Fläche 1 zwischen Bahn und Staatsstraße besitzt 25.000 qm Fläche, Fläche Nr. 2 an der Autobahnausfahrt 18.000 qm (siehe Skizze). Diese Flächen sind schon jetzt im Frühjahr vernässt und wären nach unserer Einschätzung mit relativ geringem Aufwand geeignet, ein seltenes Hochwasser aufzufangen. Auch die beiden Weiher beiderseits der Straße nach Möhrendorf sollten, anders als bisher, als schon vorhandene „Rückhaltebecken“ in die Planung mit einbezogen werden.

  • Das bei einem Hochwasser auf diese Flächen geleitete Wasser steht für die Grundwasserneubildung zur Verfügung. Es fließt also nicht einfach in die Regnitz ab und geht verloren, sondern kommt dem direkten Umfeld unseres Ortes, etwa für die Landwirtschaft, zugute.
  • Beide Flächen stellen ökologisch eine hohe Qualität dar. Sie waren in den letzten Jahren die letzten Brutplätze für den stark gefährdeten Kiebitz im Regnitztal zwischen Erlangen und Forchheim. Diese Tiere benötigen nasse Wiesen und Äcker; die ausgesuchten Flächen könnten so auch effektiv dem Artenschutz im direkten Umfeld unseres Ortes dienen.
  • Für Posteläcker werden Ausgleichsflächen benötigt. Wir schlagen vor, zu prüfen, ob diese ortsnahen Flächen dafür verwendet werden können, statt in weiterem Umfeld Flächen dafür zu beanspruchen. So könnte der Hochwasserschutz mit den Ausgleichsflächen zusammen realisiert werden, aus unserer Sicht eine Win-Win-Situation!

Wir wollten diese Ideen in einer Wassermassen- und Kostenrechnung für eine wasserrechtliche Genehmigung fachlich prüfen zu lassen und die Beschlussvorlage entsprechend anpassen. Uns war bewusst, dass dafür zunächst Kosten entstehen und weitere Zeit ins Land geht. Bei den mittlerweile immens gestiegenen Kosten (von 450.000 auf 1,1 Mio €) könnten aber die Vorteile überwiegen, wenn wir am Ende nicht nur einen effektiven und vielleicht auch günstigeren Hochwasserschutz realisieren, sondern gleichzeitig einen Beitrag zu Artenschutz und Grundwasserneubildung leisten.

Wichtig war uns auch zu betonen, dass diese Vorschläge nicht zu Rückzahlungen der schon erhaltenen Förderungen für die Hochwasserschutzmaßnahmen 1 + 2A führen, wenn im Ergebnis derselbe Schutz vor Hochwassergefahren wie mit der bisherigen Planung realisiert wird (Aussage Wasserwirtschaftsamt März 2022).

Leider wurden vonseiten der Verwaltung und des Bürgermeisters nur vermeintlich rechtliche Gründe angeführt, warum eine Nutzung der Flächen westlich der Bahn, westlich der Staatstrasse und westlich der Autobahn als Überflutungsflächen bei einem 30 – 50 oder 100-jährigen Hochwasserereignis nicht möglich sei.

Wir sind davon überzeugt, dass wir nicht alle betroffenen Flächen kaufen müssten (wie behauptet), sondern über Gespräche mit den Grundstücksbesitzern und Entschädigungszusagen für die seltenen Fälle des Eintretens eines HQ 100 zu einvernehmlichen und rechtlich tragfähigen Lösungen (auch mit der Nachbarkommune Möhrendorf) kommen könnten.

Leider war in dem Gremium keine Bereitschaft da, neue Wege bei der Fertigstellung des Hochwasserschutzes überhaupt in Erwägung zu ziehen. Wieder einmal wird eine Chance vertan, eine Maßnahme entsprechend sich verschärfender Klimabedingungen zeitgemäß zu realisieren.

 

Unsere zweite Veranstaltung zum Posteläcker-Projekt

Auch unserer zweiten Einladung zum Austausch über die Planungen zum Baugebiet Posteläcker am 17.10.2022 folgten wieder viele interessierte Bürger*innen ins Sportheim. Nach einer Eingangsrunde folgten rege Gespräche, wie sich die anwesenden Bürger*innen den weiteren Austausch mit der Gemeinde wünschen.

Als erstes wünschten sie sich, dass die Stellungnahmen anonymisiert auf der Homepage der Gemeinde veröffentlicht werden sollten, damit sie sich ein Bild über die Schwerpunkte und Verhältnismäßigkeit der Einwendungen machen könnten.
Wir Gemeinderät*innen versprachen, dies im Gemeinderat einzufordern.

Auch war einhellige Meinung, dass man ein Gebiet (Bauabschnitt 1) in dieser Größenordnung nicht beurteilen kann, wenn man die Gesamtplanung (BA 1+2+3) nicht kennt.
Wir Gemeinderät*innen versprachen, auch diesen Wunsch im Gemeinderat einzubringen.

Es wurden viele Kommentare abgegeben und Fragen gestellt, die wir aber leider zu diesem Zeitpunkt meist nicht beantworten konnten.
Eine Bürger*in befürchtete eine monotone Schultheißsche Planung, wie sie sie in Erlangen gesehen hatte, und lud die Anwesenden ein, sich das von Schultheiß entwickelte Quartier in der Gleiwitzerstraße anzusehen. Eine derartige Entwicklung können wir jedoch zum aktuellen Stand der Planungen weder bestätigen noch ausschließen, da noch keine Objektplanung vorliegt.

     

Am Ende der Veranstaltung stellten wir eine Art Bürgerbeteiligung vor, die wir uns für die Entwicklung von Posteläcker vorstellen könnten, damit hier tragfähige Lösungen mit den Bürger*innen erarbeitet werden können: einen Bürger*innenrat, der über Losverfahren bestimmt wird und die Bevölkerung von Bubenreuth in Bezug auf Alter, Geschlecht, Herkunft, Beruf und Bildungsgrad repräsentiert. Bürger*innenräte agieren weitgehend frei von Eigeninteressen und parteitaktischen Überlegungen. Sie sind schwer durch Lobbyinteressen beeinflussbar, da sie nur für eine bestimmte Zeit, für ein bestimmtes Projekt gelost werden. Deshalb sind sie hervorragend geeignet, auch auf lokaler Ebene akzeptierte Lösungen für aktuelle Fragestellungen zu erarbeiten. Erfahrungen zeigen, dass sich ihre Ergebnisse eher am Gemeinwohl und an nachhaltigen Kriterien orientieren als Entscheidungen der Mandatsträger*innen.

Das Interesse an ‚Bürger*innenräten‘ war dermaßen groß, dass sich eine Gruppe aus den Besucher*innen herausgebildet hat, die diesem Thema vertieft nachgehen wollte.

Die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen

Mehr Infos unter:
https://www.buergerrat.de/
https://www.mehr-demokratie.de/projekte/buergerraete
https://buergerinnenrat.jetzt/

lecker und gesund – Bioessen in Kindertagesstätten

Wie das gelingen kann und warum es gelingen muss, wurde von der erfahrenen Gesundheitsberaterin Karin Depner in einem anschaulichen Vortrag in Baiersdorf erläutert. Sie stellte die sichtbaren Folgen einer über viele Jahre schlechter werdenden Ernährung unserer Kinder und Jugendlichen dar. Die zunehmende Außer-Haus-Verpflegung  (AHV) führt zu einseitigen Ernährungsgewohnheiten, die den jugendlichen Körper nicht mehr mit allen notwendigen Nährstoffen, Mineralien und Spurenelementen versorgt.

Karies, Übergewicht, Allergien, zunehmende Infektanfälligkeit, Verdauungsprobleme und auch Konzentrationsstörungen können eine Folge sein. Auch Krankheiten wie Diabetes und Rheuma treten in immer jüngerem Alter auf.

In 30% aller Familien gibt es keine gemeinsamen Mahlzeiten mehr. Deshalb brauchen unsere Kinder in allen Ganztageseinrichtungen eine vitalstoffreiche schmackhafte Kost, damit sie gesund aufwachsen und ihr Potenzial entfalten können.

Damit eine vollwertige Ernährung mit biologisch hergestellten, regionalen Produkten in Kitas und Schulen angenommen wird, muss sie selbstverständlich schmecken. Dies kann gelingen, wenn man die Kinder beteiligt und zum Mitmachen begeistert. Seit 30 Jahren erlebt Karin in ihren Schulprojekten, dass die meisten Kinder über ihre Sinne Riechen, Schmecken und Tasten zu erreichen sind. Eine schön gedeckte Tafel mit einem leckeren Buffet und dem gemeinsamen Verspeisen der selbst hergestellten Köstlichkeiten machen die vollwertige Ernährung zu einem Erlebnis.

Aus diesem Grund gab es am Ende auch die Möglichkeit, aus selbst gequetschten Haferflocken, saisonalem Obst und Sahne ein leckeres Müsli zuzubereiten.

Neben den fachlichen Hintergründen wurden auch Best-Practice-Beispiele vorgestellt:
Ein herausragendes – weil seit über 10 Jahren stabiles und immer noch funktionierendes Beispiel – ist das Mittagessen in der Lukaskrippe in Bubenreuth. Dort wird auf Anregung des Umweltteams von Beginn an selbst gekocht. Die Zutaten stammen zu fast 100% aus ökologischer Landwirtschaft. Dass sich der Mut gelohnt hat, trotz Anfangsbedenken (v.a. Kostengründe) eine Köchin einzustellen, bestätigen zufriedene Kinder beim Mittagessen. Gezeigt wurde der Film, der im Rahmen der Zertifizierung zum Grünen Gockel, einem Umweltmanagementsystem der Evangelischen Kirche, gedreht wurde.

Auch andere Organisationen unterstützen mit ausgebildeten Mentor*innen tatkräftig eine Umstellung der Küchen von Kindertageseinrichtungen auf eine 100%ige Bioversorgung. Dies funktioniert erfahrungsgemäß fast kostenneutral, wenn der Speiseplan der Saison angepasst wird und Fleischgerichte in Menge und Häufigkeit reduziert werden:
https://www.tollwood.de/bio-fuer-kinder/
https://www.oekolandbau.de/ausser-haus-verpflegung/stadt-land-und-bund/bio-bitte/
Das Resumee der Mentor*innen lautet: „Küchen, die sich beraten ließen und eine biologisch vollwertige Ernährung ausprobierten, blieben in der Regel auch später dabei.“

Ein Mut machender Abend, der hoffentlich Impuls für weitere Kitas ist.

Ele Dirsch

Monika Tremel: Unsere Direktkandidatin für den Bayerischen Landtag stellt sich vor

Mein Name ist Monika Tremel, ich bin 55 Jahre alt, verheiratet, habe zwei Teenager im Alter von 17 und 14 Jahren und wir leben in Kalchreuth. In Erlangen bin ich geboren und aufgewachsen. Hier habe ich am Ohm 1986 das Abitur gemacht. Anschließend habe ich in Bamberg und Würzburg katholische Theologie studiert und wurde 2003 in Würzburg promoviert. Seit annähernd 30 Jahren arbeite ich als Pastoralreferentin und Seelsorgerin in der Erzdiözese Bamberg in den unterschiedlichsten Bereichen. Ich war lange Jahre in der Studierendenseelsorge tätig, unter anderem von 2002 bis 2009 auch in der Katholischen Hochschulgemeinde in Erlangen. Seit 2019 arbeite ich in der geschäftsführenden Leitung der Offenen Tür Erlangen. Die Offene Tür ist ein Beratungs- und Begegnungszentrum für Menschen in Lebenskrisen. Ich habe eine Weiterbildung zur psychologischen Beraterin absolviert und ein weiterer kleinerer Arbeitsumfang von mir ist die Rundfunktätigkeit. Ich bin eine von zwei Rundfunkbeauftragten der Diözese Bamberg. Man kann mich im Bayerischen Rundfunk auf BR1 und BR3 hören, manchmal auch im Deutschlandfunk, wo ich spirituelle Impulse und kirchliche Morgenfeiern gestalte, oder auch für Rundfunkübertragungen von Gottesdiensten zuständig bin. Das heißt im Umkehrschluss, ich bin vielen Hunderttausenden von Hörerinnen und Hörern in ganz Bayern vor allem auf BR1 am Sonntagmorgen seit vielen Jahren schon im Ohr und eine vertraute Stimme….

In die Partei von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN bin ich 2018 eingetreten, während des letzten Landtagswahlkampfs. Mit meinem Parteieintritt bin ich politisch aktiv geworden. In Kalchreuth habe ich zusammen mit einigen Parteifreund*innen im Juni 2019 den Ortsverband der GRÜNEN neu aus der Taufe gehoben. Seitdem bin ich dort OV- und auch Fraktionsvorsitzende. Wir haben mit unserer Neugründung in Kalchreuth in kurzer Zeit einiges bewegt, sind 2020 aus dem Stand mit vier Mandaten in den Gemeinderat gekommen und bringen dort seitdem Grüne Themen auf die Agenda.

Als Kommunalpolitikerin bekomme ich mit, was vor allem für Kommunen auf dem Land wichtig ist, damit diese lebenswerte Orte bleiben. Und in meinem Beruf bekomme ich beinahe täglich mit, was die derzeitige Kriegs- und Coronakrise mit den Menschen macht. Dieser Kontakt mit Menschen in Not ist und war mir immer wichtig, weil er für mich auch ein Seismograph ist, wie es um den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft steht. Für diesen sozialen Zusammenhalt möchte ich mich politisch einsetzen. Meine Überzeugung ist, dass wir als demokratische Gesellschaft und als demokratische Partei nicht nur überzeugende Antworten finden müssen auf die Klimakrise, sondern auch auf die soziale Frage und darauf, wie eine gerechte Verteilung von Wohlstand gelingen kann. Meine langjährige berufliche, wie auch meine politischen Erfahrungen als Kommunalpolitikerin bringe ich daher in GRÜNE Landespolitik ein und möchte beitragen, dass die sozial-ökologische Transformation Bayerns endlich ernsthaft realisiert wird.

Wer noch mehr über mich und meine Motivation zur Landtagskandidatur erfahren möchte, kann dies in einem Interview nachlesen, das in der neuesten Ausgabe der GRÜNEN Post Kalchreuth abgedruckt ist: www.gruene-kalchreuth.de

Stellungnahmen und Einwände der Bürger*innen zu Posteläcker angenommen

In der Sitzung vom 27.09.2022, an der viele Bubenreuther Bürger*innen anwesend waren, nahm der Gemeinderat die über 50 Einwendungen der Bürger*innen einstimmig an. Die Vorschläge sollen nun von der Verwaltung geprüft werden und in den Planungsprozess mit einfließen, versprach der Bürgermeister. Es sollen GR-Klausuren mit Expert*innen und auch Bürgerforen folgen. Ein offener Planungsprozess wurde versprochen.

Hätten Bürgermeister, Verwaltung und GR die ausstehenden Gutachten zur Infrastruktur (wie z.B. Wasser, Verkehr, Kindergarten und Schule) abgewartet und anhand der Ergebnisse der letzten GR-Klausur mit der Fa. Schultheiß verhandelt, wäre sicher ein anderer Vorentwurf und weniger Unmut in der Bürgerschaft entstanden.

Posteläcker kann nur einmal bebaut werden. Angesichts der immer spürbareren Klimaauswirkungen dürfen wir dieses Gebiet nur so bebauen, dass es auch in 20 Jahren im Rückblick noch vertretbar ist. Wenn wir das nicht schaffen, sollten wir lieber die Finger davon lassen.

Wir Grüne werden uns in den folgenden Monaten weiter dafür einsetzen, dass nicht nur beim Baugebiet Posteläcker den Herausforderungen durch den Klimawandel sowie der Ressourcen- und Flächenknappheit Rechnung getragen wird. Durch zunehmende Hitze- und Starkregenereignisse müssen auch verstärkt Möglichkeiten für Versickerung und Retentionsflächen mit geplant werden (Schwammstadtprinzip).

Posteläcker muss ein kinder- und menschenfreundliches Quartier werden, in dem es ausreichend Grün- und Freiflächen gibt. Ein von uns gefordertes ganzheitliches Mobilitätskonzept berücksichtigt in erster Linie die Bedürfnisse der nicht motorisierten Bevölkerung wie Kinder, Senior*innen und Radfahrer*innen. Autoreduzierte bzw. -freie Quartiere wie Vauban in Freiburg gehören heute zu den beliebtesten Wohnvierteln.

Dass solch vorausschauenden Planungen längst überlebensnotwendig sind, hat selbst das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz erkannt und fördert eine Vielzahl von Untersuchungen. Im ‚Zentrum für Stadtnatur und Klimaanpassung‘ (= ZSK) werden ressourceneffiziente und klimaresiliente Lösungen in der Stadtplanung entwickelt sowie Forschung für nachhaltige und klimaangepasste Städte betrieben. Dieses Wissen müssen wir in die Planungen zu Posteläcker integrieren. Das ist unsere Verantwortung für die nächste Generation.

Neben den planerischen Aspekten muss sich aber auch die Kommunikation der Gemeinde mit den Bubenreuther Bürger*innen deutlich verbessern, indem die Bürger*innen viel stärker als bisher in den laufenden Planungsprozess mit eingebunden werden. Dazu gehört die Offenlegung der Gesamtplanung (BA 1+2+3), auch wenn sie vielleicht erst viele Jahre später umgesetzt wird. Denn nur mit Blick auf BA 2+3 kann BA 1 sinnvoll beurteilt werden. Am Ende muss Posteläcker ein menschenfreundliches und ökologisch verträgliches Quartier werden, das den Anforderungen gerecht wird, vor die uns die Klimakrise stellt.

Regenerative Energien in Bayern. Söder liegt völlig falsch.

„Bayern ist in Deutschland führend bei den regenerativen Energien.“ Das ist im Kern Söders Aussage. Die stimmt erst einmal insofern, als Bayern das Bundesland mit der größten installierten PV-Leistung ist. Die ist so groß, dass Bayern auch, wenn man zu PV die Windenergie addiert, die höchste installierte Leistung aller Bundesländer hat.

Aber: Bayern ist flächenmäßig mit Abstand das größte Bundesland. Bayern hat nach NRW die zweitmeisten Einwohner. Und das ist relevant für einen Vergleich, denn der Bedarf richtet sich nach der Zahl der Einwohner und der zu versorgenden Industrie. Für die ist das Land verantwortlich. Für die sollte es den Bedarf decken. Und da sieht die Rangliste ganz anders aus. Bei der insgesamt installierten Leistung durch PV und Wind liegt Bayern pro Fläche auf Platz 10, pro Kopf auf Platz 8. Und leistungsmäßig ganz weit hinter Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt oder Schleswig-Holstein. Und bedenkt man, wie schwierig es zum Beispiel für die Stadtstaaten oder dichter besiedelte Bundesländer ist (zum Beispiel das Saarland), Flächen für regenerative Energien zu nutzen, wird der bayerische Status umso peinlicher.

Genauere Daten findet ihr in der Tabelle. Aufgrund unterschiedlicher verwendeter Quellen und Bezugsjahre gibt diese nicht exakt den aktuellen Stand wieder, aber die Ungenauigkeiten spielen beim Vergleich der Bundesländer aufgrund der enormen leistungsmäßigen Unterschiede keine Rolle.

Und wenn ihr euch jetzt fragt, warum ich Wasserkraft und Biostrom nicht berücksichtigt habe: Ende 2021 gab es in Deutschland 5,6 GW installierte Leistung durch Wasserkraft und 5,7 GW installierte Leistung durch Biogas. Das fällt bei der Gesamtleistung regenerativ erzeugten Stroms (ca. 135 GW) kaum ins Gewicht. Trotzdem tut die bayerische Staatsregierung so, als wäre Wasserkraft – aus der sich hier bisher aufgrund der alpinen Donauzuflüsse tatsächlich mehr Leistung generieren lässt als in anderen Bundesländern – ein wesentlicher Faktor künftiger Stromversorgung. Das ist absoluter Unsinn, denn die Stromerzeugung durch Wasserkraft ist kaum weiter ausbaubar.

Wenn Söder also sagt, Bayern sei die Nummer Eins bei den regenerativen Energien, ist das etwa so, wie wenn der deutsche Verkehrsminister behaupten würde, wir hätten das am besten ausgebaute Bahnnetz in Europa. Denn nach Streckenkilometern wäre auch das richtig.

Gerhard Seitfudem

Quellen:
https://strom-report.de/photovoltaik/
https://strom-report.de/windenergie
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/167673/umfrage/installierte-elektrische-leistung-von-biogasanlagen-seit-1999/
https://www.wasserkraft-deutschland.de/wasserkraft/wasserkraft-in-zahlen.html