Dass die Folgen des Klimawandels sich nicht nur in entfernten Regionen bemerkbar machen, sondern uns auch hier direkt betreffen, haben wir mittlerweile zu spüren bekommen. 2018 war Deutschland sogar das erste Mal unter den Top 3 Ländern des Klima-Risiko-Index. Dieser kategorisiert die am stärksten von Extremwetter betroffenen Länder der Welt. Dass der Klimawandel auch konkrete Bedrohungen für unsere Gesundheit mit sich bringt, ist dagegen noch weniger bekannt. Ein Artikel zum Thema in der SZ (April 2021) veranlasste mich, mich näher mit dem Thema zu beschäftigen. Schon die bisherigen Erkenntnisse sind bedenklich. Von der Zunahme von Allergien, dem Auftreten gefährlicher tropischer Krankheiten bis hin zu Hitzetoten berichten Wissenschaftler*innen unter anderem. Insbesondere das Herz, die Lunge, die Nieren und das Gehirn können großen Schaden nehmen, auch das Risiko für Frühgeburten während der Schwangerschaft und die Säuglingssterblichkeit steigen.
Die „Deutsche Allianz für Klimawandel und Gesundheit“, (KLUG), ein Netzwerk aus Wissenschaftler*innen, Ärzten*Ärztinnen und Krankenpfleger*innen will für das Thema sensibilisieren und es auch in die Ausbildung der Gesundheitsberufe integrieren. Auf ihrer Homepage wird anschaulich dargelegt, was wir uns selbst durch den menschengemachten Klimawandel bereits antun und auf was wir noch zusteuern.
Erkrankungen und Todesfälle durch Hitze
Die vergangenen Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, mancherorts mit Temperaturen über 40 Grad Celsius. Diese Hitzeperioden werden aufgrund des Klimawandels immer häufiger und können schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, insbesondere bei Kindern, bei älteren Menschen, bei Personen mit Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen oder schlicht bei Menschen, die im Freien arbeiten. Das Risiko, ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen oder gar zu sterben, ist bei derartiger Hitze erhöht. Es ist insgesamt eine Übersterblichkeit durch Hitze zu verzeichnen. Für den Sommer 2020 gab Jens Spahn die Zahl von 4000 Hitzetoten in Deutschland bekannt. An wenigen heißen Sommertagen sterben damit etwa doppelt so viele Menschen, wie es in einem ganzen Jahr Verkehrstote gibt (Quelle: DIE ZEIT). Bereits mehr als 30 Grad können für den Körper kritisch werden. In Großstädten, in denen das Mikroklima aufgrund weniger Bäume und Grünflächen und mehr Versiegelung deutlich schlechter ist, werden wir uns im Sommer aber sogar an Temperaturen um die 40 Grad gewöhnen müssen.
Zunahme tropischer Krankheiten
Eine weitere Gefahr für unsere Gesundheit geht damit einher, dass aufgrund des dauerhaft wärmeren Klimas Überträger von eigentlich tropischen Krankheiten, wie Insekten oder Parasiten, bei uns heimisch werden. Die Asiatische Tigermücke, die unter anderem das Zika-Virus übertragen kann (das während der Schwangerschaft zu massiven Fehlbildungen des Gehirns beim Kind führen kann), ist inzwischen in Baden-Württemberg und Thüringen angekommen, in Frankreich gab es bereits erste Erkrankungen.
Zunahme von Allergien durch vermehrten Pollenflug
Durch die wärmeren und ausgedehnteren Sommer kommt es zu einem längeren Pflanzenwachstum und damit einhergehend auch zu einer verlängerten Pollenflugzeit. Schon jetzt treten allergische Erkrankungen wie z.B. Asthma bronchiale häufiger auf. Lungenkranke sind dann wiederum stärker durch Hitzeperioden gefährdet, weil sich die Bronchen bei Hitze zusammenziehen und das Atmen erschweren. Die Phasen, in denen Allergiker*innen zur Ruhe kommen konnten, sind durch das mildere Klima stark verkürzt worden. Schätzungen gehen inzwischen von bis zu 30 Millionen Betroffenen allein in Deutschland aus. Und die Wissenschaftler*innen erwarten weitere Steigerungen durch die zunehmende Erderwärmung.
Ernährung
Der Klimawandel wirkt sich außerdem indirekt über unsere Nahrungsmittel negativ auf unsere Gesundheit aus. In einem IPCC Sonderbericht von 2018 warnen die Autor*innen vor einem gesundheitsschädlichen Nährstoffmangel, da aufgrund der erhöhten CO2-Konzentration der Gehalt an Zink, Eisen, B-Vitaminen und Proteinen in den Nutzpflanzen zurückgeht. Aufgrund zunehmender Dürren nimmt außerdem der Trinkwassermangel zu. Auch wenn bislang vor allem andere Weltregionen deutlich stärker betroffen sind, führen auch in Europa die Trockenperioden zu niedrigeren Wasserspiegeln oder gar Austrocknen von Gewässern. Folgen sind eine schlechtere Qualität des Trinkwassers durch eine höhere Konzentration an Schadstoffen, mehr Algenwachstum, schlechtere hygienische Bedingungen mit wiederum der Folge der Zunahme von Infektionskrankheiten.
All diese Folgen sind bereits eingetreten, obwohl die Erderwärmung noch nicht auf 1,5 Grad angestiegen ist.
Lea Beifuß
Quellen:
KLUG | Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. (klimawandel-gesundheit.de)
https://www.sueddeutsche.de/wissen/klimawandel-gesundheit-umweltschutz-1.5259453
https://www.zeit.de/2021/36/klimawandel-deutschland-anpassung-hitzewellen-extremwetter-gesundheitsschutz-vorsorge?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.startpage.com%2F
https://germanwatch.org/sites/default/files/20-2-01%20KRI%202020%20-%20Kurzzusammenfassung_7.pdf
https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/sites/2/2019/06/SR15_Chapter3_Low_Res.pdf