3,47 Prozent Rentenerhöhung zum 1. Juli. Klingt gut.
Die Diskussion um Renten in Deutschland ist weit entfernt von der wirtschaftlichen Realität vieler Rentner. 2023 lag die Armutsgefährdungsschwelle in Bayern bei 1322 Euro. Im gleichen Jahr erhielten Neurentner in Mittelfranken im Schnitt 1366 Euro, Neurentnerinnen 930 Euro. In ERH waren es 1636/936 Euro, in Erlangen 1472/1023 Euro, in Nürnberg 1209/933 Euro, in Weißenburg-Gunzenhausen 1392/869 (schwarz, fett: jeweils höchste bzw. niedrigste Werte in Mittelfranken). (EN, 2.4.2025) In Bayern liegen fast zwei Drittel der Renten unterhalb der bayerischen Armutsgefährdungsschwelle.
Deutlich von den Durchschnittsrenten unterscheidet sich die sogenannte „Standardrente“, die seit Mitte 2024 bei 1769 Euro liegt. Sie berechnet sich aus „45 Jahre Durchschnittslohn“. Nur ein Siebtel aller Rentner*innen in Deutschland erhält die Standardrente oder mehr. Während die Durchschnittsrente in Deutschland 2023 bei 1102 Euro lag, lagen die Beamtenpensionen im Schnitt bei 3240 Euro. (Handelsblatt, EN, 2.4.25)
Der DIW-Chef Marcel Fratzscher sagt: „Wir müssen weit über 67 hinaus arbeiten, damit die Kosten für die gesetzliche Rente nicht explodieren und die junge Generation nicht immer stärker belastet wird. Manche Menschen können das nicht, aber viele können es und wollen es.“ (DER SPIEGEL)
Ohne mehr Solidarität von Besserverdienern, eine längere Lebensarbeitszeit und ein intelligentes Modell, das diejenigen schützt, die eher als andere nicht mehr fähig sind zu arbeiten, wird die Armutsschwelle dauerhaft quasi der Rentenstandard bleiben, egal um welche Beträge die Parteien feilschen. Die 48 SPD-Prozent sind, höflich formuliert, ein Hohn. Die Forderung, Schlechtverdiener sollten sich privat absichern, ist es noch mehr.
Eigentlich sollte der Beitrag hier enden. Doch schon wieder gibt es neue Zahlen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) definiert: Als „einkommensreich“ gilt (basierend auf Zahlen von 2022) ein Single mit einen Netto-Einkommen ab 5780 Euro, bei Ehepaaren liegt die Schwelle bei 8670 Euro. Wobei das Netto-Einkommen die Summe aus Einkommen nach Steuern, Abgaben, Transferleistungen, Renten, Kapital- und Vermögenseinkommen und (wichtig, das darf man nie vergessen:) geschätztem Mietvorteil aus selbstgenutztem Wohneigentum berücksichtigt.
Nach der Studie des IW gelten 4 Prozent der Bevölkerung als relativ reich; ihr Einkommen liegt bei mehr als 250 Prozent des deutschen Median-Einkommens von 2312 Euro. (EN, 30.4.25) Neben den „Relativ Reichen“ unterscheidet das IW „Obere Mitte“, „Mitte im engeren Sinne“, „Untere Mitte“ und „Relativ Arme“; bei der Schwelle zu Letzteren landen wir dann in der Größenordnung der mittelfränkischen Durchschnittsrente: 1.390 Euro bei Single-Haushalten, 2080 Euro bei Paarhaushalten ohne Kinder. Genaue Zahlen für unterschiedliche Haushaltstypen und weiterführende Informationen findet ihr hier. Und wieviel Prozent der Haushalte reicher oder ärmer sind als der eurige, könnt ihr hier für Haushalte mit unterschiedlichen Personenzahl ermitteln.