Während wir in Europa unsere lokalen Probleme haben – wie aktuell die Stürme in Frankreich (mit Stromausfall für 1,2 Millionen Menschen!) und anderen Regionen – spielt sich auf der Südhalbkugel in der Amazonasregion ein besonderes Drama ab. Der Amazonas-Regenwald erlebt eine extreme Dürre. Riesige Flüsse trocknen aus. Besonders extrem ist es am Rio Negro, dem zweitgrößten Amazonas-Nebenfluss, der normalerweise unter den wasserreichsten Flüssen der Erde Rang 6 belegt. Sein Pegel ist in der Millionenstadt Manaus von über 30 auf 13 Meter gefallen ist. Manaus ist der zentrale Knotenpunkt des amazonischen Flusssystems und Hauptstadt des 1,5 Millionen Quadratkilometer großen brasilianischen Bundesstaats Amazonas mit über 4 Millionen Einwohnern. Schifffahrtslinien mussten ihren Verkehr einstellen. Indigene Communities können nicht mehr mit Nahrungsmitteln, Wasser und medizinischen Gütern versorgt werden. Die Wassertemperaturen in den Flüssen erreichen bis zu 40 °C. Die Pflanzen- und Tierwelt ist stark gefährdet. Es mangelt an sauberem Trinkwasser.
Gleichzeitig gibt es mehr Waldbrände als in allen 25 Jahren, seit dort die Brände erfasst werden. Allein in der Region Amazonas waren es 2.900 in den ersten 15 Oktobertagen – eigentlich hätte dann die Regenzeit beginnen sollen. Die meisten Städte in Amazonas haben den Notstand ausgerufen. 2023 hat es dort bis Oktober auf etwa 45.000 Quadratkilometern gebrannt, einer Fläche so groß wie Niedersachsen. Die Zahl der Atemwegserkrankungen steigt deutlich.
Während es 2023 im Norden extrem trocken war, gab es in Südbrasilien Überschwemmungen. Ein Beweis, dass sich die Luftzirkulation zwischen den beiden Regionen verändert. Wie in anderen Regionen der Welt ist also auch hier die Zunahme von Extremwetterphänomenen zu beobachten. Aufgrund der Dimensionen dieser Region und ihrer besonderen Rolle für das Weltklima ist diese Entwicklung ganz besonders dramatisch.
Und nicht nur in Brasilien ist es außergewöhnlich trocken, betroffen sind auch Regionen in Kolumbien, Venezuela, Ecuador sowie Peru und Bolivien. Der Pegel des zwischen diesen beiden Ländern liegenden Titicacasees liegt auf einem historischen Tiefstand. Seit April sank der Wasserstand um mehr als einen halben Meter auf 3808,05 Meter über der Meeresoberfläche. Gleichzeitig sinkt die Wasserqualität des Sees, der als Trinkwasserreservoir für rund zwei Millionen Menschen von großer Bedeutung ist, weil die Abwässer der umliegenden Städte und Bergwerke größtenteils ungeklärt in den See fließen.
Forscher glauben, dass die derzeitige Klimasituation in Brasilien dort den Pfad zum Kipppunkt beschleunigen könnte. Es kann sein, dass wir nur wenige Jahrzehnte entfernt sind vom Kollaps großer Teile des Amazonas-Regenwalds – einem Wandel dieser Region zu Savanne, die dann deutlich mehr Sonnenenergie absorbieren wird als der Regenwald und sich damit weiter aufheizt. Das wiederum hat verheerende Auswirkungen auf die anderen Ökosysteme der Erde.
Quellen:
https://rainforestfoundation.org/communities-in-the-amazon-worst-drought-in-recent-history/
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/klima-brasilien-amazonas-duerre-regenwald-100.html
Bildnachweis:
Pic by Neil Palmer (CIAT). Aerial view of the Amazon Rainforest, near Manaus, the capital of the Brazilian state of Amazonas. CIAT, CC BY-SA 2.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0>, via Wikimedia Commons. – Für diese Website wurde das Bild beschnitten.
Pic by Gabriel Heusi/Portal da Copa. Vista aérea de Manaus, Amazonas, Brasil. Portal da Copa, CC BY 3.0 BR <https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/br/deed.en>, via Wikimedia Commons. – Für diese Website wurde das Bild beschnitten.