Klimakatastrophe: Panik in Frankreich

Überschwemmung an der Ahr (8 Milliarden Euro Schaden!). Waldbrände in Brandenburg. Trockene Felder. Ist schlimm, reicht aber nicht, um Wähler und Politiker darauf angemessen reagieren zu lassen – wie die mehr oder weniger pauschale deutschlandweite Ablehnung des Gebäudeenergiegesetzes oder die mangelnde Wertschätzung des Trinkwassers durch die aktuelle bayerische Regierung zeigen.

In anderen Ländern wächst die Betroffenheit stärker. Während nach einer etwa eineinhalb Jahre alten Statistik in Deutschland bis dahin nur etwa 800.000 Menschen von Naturkatastrophen betroffen waren, waren es in Italien und bei unserem Nachbarn Frankreich jeweils mehr als 4 Millionen. Der Gesamtschaden durch Naturkatastrophen in diesen drei Ländern betrug bis dahin hochgerechnet auf aktuelles Kostenniveau etwa 220 Milliarden Euro (Link). Die gigantischen neuen Schäden (Trockenheit und Überschwemmung in Italien, Trockenheit und Waldbrände in Frankreich) sind da noch gar nicht eingerechnet.

In Frankreich bekommt man langsam Panik. 2022 wurden etwa 1.000 Gemeinden in Südfrankreich per Tankwagen mit Trinkwasser versorgt und es verbrannten fast 8.000 Quadratkilometer Wald. Das ist dreizehnmal die Fläche des Landkreises ERH bzw. fast fünf Prozent der gesamten französischen Waldfläche (ohne Überseegebiete). Schon früh in diesem Jahr war das Wasser an vielen Stellen bereits so knapp wie im letzten Sommer.

Zudem hat Frankreich noch ein anderes Problem, das stark mit den zu erwartenden niedrigen Wasserständen der Flüsse gekoppelt ist. Das Land ist wie kein anderes von Atomstrom abhängig (70 Prozent der Energie wird durch Atomstrom abgedeckt). Die nuklearen Meiler müssen sich aber der Flüsse bedienen, um ihre Reaktoren und Brennstäbe zu kühlen, was bei sinkenden Wasserständen entweder zur Erhitzung der Flüsse oder zur Abschaltung der AKWs führen wird.

In der L’agence de l’eau Rhône Méditerranée Corse (der Französischen Agentur für Wasserwirtschaft der Regionen Rhone – Mittelmeer – Korsika) geht man davon aus, dass 40 Prozent der Regionen Rhone-Mittelmeer an chronischen Wassermangel leiden. Der Wasserspiegel der Rhone wird bis 2050 aufgrund der ausbleibenden Schneeschmelzen im Frühjahr um 30 Prozent abnehmen. Und das in einem Gebiet Südfrankreichs, an dem fünf Kernkraftwerke stehen.

Die Premierministerin Elisabeth Borne hat daher ambitioniertere Klimaziele und eine stärkere Reduzierung des CO2-Ausstoßes (50 Prozent statt 40 Prozent bis 2030) angekündigt. Wie die dafür nötigen Investitionen (unter anderem auch in Gebäudesanierung, unser aktuelles Thema) finanziert werden sollen, ist noch offen. Borne hat die Ministerien zu Einsparungen von je 5 Prozent zugunsten von Klimaschutzmaßnahmen aufgefordert. Steuererhöhungen, zum Beispiel eine Reichensteuer, schließt Macron aus.