Die Bundestagswahl in Bubenreuth

Wir Grüne sind in Bubenreuth zweitstärkste Partei. Die Wahlbeteiligung lag deutlich über dem Bundesdurchschnitt (82,5%). Auffällig: Die CSU schneidet bei der Briefwahl (ältere Wähler*innen?) besonders gut ab. Im Durchschnitt ergeben sich keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Stimmbezirken Nord, Mitte und Süd, außer dass die AfD in der Mitte rund drei Prozent mehr Stimmen erhalten hat als im Süden und Norden.

2021 lauteten die Zweitstimmergebnisse der in der 2025er-Grafik aufgeführten Parteien: CSU 28,7%, Grüne 23,3%, SPD 19,6%, AfD 4,9%, Linke 4,0%, FDP 11,3%.

Bei den für die Sitzverteilung im Bundestags irrelevanten Erstimmen liegt die CSU in Bubenreuth bei 37,4%, wir Grüne haben 20,8%, die SPD 19,6%, AFD 10,7%, Linke 4,8%, FDP 2,6%.

Gegenüber dem Bundestrend des grünen Zweitstimmergebnisses (2025: 11,6%, 2021: 14,8%) erweist sich Bubenreuth als stabile grüne Hochburg. Danke, Bubenreuth!

Wenig positiv: In unserem Wahlkreis hat die AfD in Höchstadt (22,5%), Wachenroth (26,6)) und Uehlfeld (24,3) die 20-Prozent-Marke geknackt. Landkreis Bamberg 24,6, LK Forchheim 22,1, LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim 21,0. Auch dass die AfD in einem Ort ohne größere soziale Probleme wie Bubenreuth 11,4 Prozent der Zweitstimmen bekommen hat, ist ein verheerendes Signal. Unsere fränkisch-demokratische Fassade hat deutliche Risse bekommen.

Liebe CSU: Populismus ist keine Politik!

„Näher am Menschen“ – das war ein bekannter Claim der CSU. Dem Volk aufs Maul schauen, dran sein an den Themen der Leute: Das ist erstmal per se nicht verwerflich und sicher ist es die Aufgabe jeder Partei, zumal einer „Volkspartei“, Stimmungen aus der Bevölkerung aufzunehmen. Was jedoch die Landes-CSU unter Söder daraus gemacht hat, geht weit darüber hinaus. Zielgerichtete Lösungen werden pauschal verteufelt, auch mit Falschaussagen, siehe Heizungsgesetz. Politische Haltungen werden pauschal diffamiert, siehe Klimaschutz. Und gegen politische Mitbewerber werden Verleumdungskampagnen gefahren, siehe Robert Habeck. Das ist durchschaubar, das ist schäbig, das ist falsch.
Und traurig. Denn in Bayern kommt man nicht an der CSU vorbei, wenn man auf kommunaler oder landespolitischer Ebene etwas erreichen will. Wir brauchen eine CSU, die kompromissbereit ist, mit der politisches Handeln möglich ist. Das gilt aber auch andersherum: Auch die CSU braucht politische Partner, um regieren zu können, will sie sich nicht mit der AfD ins Bett legen, was hoffentlich nie der Fall sein wird. Mit den superpopulistischen Freien Wählern wird das allein nicht gelingen. Es braucht auch – gerade im Bund – Anschlussfähigkeit und Diskussionsbereitschaft mit anderen Parteien. Da ist es wenig hilfreich, andere politische Ansichten pauschal anzugreifen, wie beim „Zustrombegrenzungsgesetz“ (was für ein populistischer Name!) geschehen – frei nach dem Motto: Wer nicht unserer Meinung ist, ist selbst schuld. Das ist hoffentlich auch CSU-Wählern zu schlicht.
Hoffen wir deshalb, dass sich die CSU auf ihre Rolle in unserer Demokratie besinnt, dass sie vom Ross des Populismus herabsteigt und zu Sachpolitik und Kompromissbereitschaft findet. Denn unsere Demokratie wird ohne konservative Unterstützung nicht überleben.

Die CSU will „Deutschland wieder in Ordnung bringen“

Die CSU wirbt in ihrem Wahlkampfslogan, Deutschland wieder in Ordnung zu bringen. Allerdings hat die CSU immer wieder bewiesen, dass sie Dinge eben nicht in Ordnung oder gar nach vorne bringt. Die Liste der Skandale ist lang: Sie reicht von der Spiegel- über die Amigo-Affäre bis hin zu Mautdebakel und Maskendeals und ist mit der Aserbaidschan-Affäre noch lange nicht vollständig beschrieben. Marode Brücken, unpünktliche Züge und die insgesamt verbrauchte Infrastruktur sind Ergebnis von vielen Jahren Regierungen mit CSU Beteiligung.

12 Jahre CSU Verkehrsminister haben zwar mehr Geld nach Bayern als in den Rest Deutschlands geleitet, aber dennoch hat die Substanz der Infrastruktur unter den CSU-Ministern Deutschlandweit gelitten. Die Ausländer-Maut wurde nur geboren, um im Wahlkampf Ressentiments gegen Ausländer zu schüren. Wärend Dobrindt noch clever genug war, sich an dem Thema Maut nicht die Finger zu verbrennen, hat Scheuer nicht erkannt, welch Unsinn er umsetzt. Dass die beiden in Sachen Digitale Infrastruktur etwas erfolgreich vorangetrieben hätten, ist nicht bekannt. Auch bei Dorothee Bär erinnern wir uns, dass sie als Beauftragte für Digitalisierung nichts vorangebracht hat. Die Faxgeräte während der Pandemie stehen hierfür als Symbol. Die von ihr angepriesenen Lufttaxen sind bisher eine Luftnummer.

Was auch immer Stoiber als Anti-Bürokratie-Beauftragter in Brüssel erreicht hat, nachhaltig war es nicht, Nicht ohne Ironie zählt auch gerade die CSU zu denen, die besonders laut nach Bürokratieabbau in Brüssel rufen.

Mit dem Festhalten an alten Technologien wie Verbrennerautos und Gasheizungen oder der Idee, die abgeschalteten Atomkraftwerke zu reaktivieren, bringt uns die Union nicht nach vorne. Es ist das Gegenteil von Technologieoffenheit. Es ist ein mutwiliges Ignorieren von bereits verfügbaren Lösungen mit einem sturen Blick nach vorgestern. Damit sind CDU/CSU wieder eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Deutschland, so wie sie es bei der PV-Industrie, der Windindustrie, der Wäremepumpenindustrie und auch bei der Automobilindustrie bereits waren oder sind.

Söder hat seinen Besuch der Pandas in Chengdu/China nicht genutzt, um über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Und so bleiben die Lösungsideen der CSU gewohnt dünn. Weder das Zurücknehmen der Wahlrechtsreform noch das Zurücknehmen der Cannabisentkriminalisierung noch die Abschaffung des GEG ( das „Heizgesetz“, das CDU/CSU 2020 in der GroKo selbst eingeführt haben) und ganz sicher nicht eine verstärkte Gängelung von Bürgergeldempfangenden oder ein Verbot des Gendern sind die richtigen Themen, „Deutschland wieder in Ordnung“ zu bringen.

Wichtiger wäre es den von den Grünen eingeschlagenen Weg mutig weiterzuverfolgen, die Abhängigkeit von fossilen Energien aus fragwürdigen Quellen zu reduzieren und zukunftsfähige Technologien bei uns in Deutschland zu entwickeln, zu produzieren sowie ihre Nutzung weltweit voranzutreiben.

 

30.01.2025 – Nachtrag zum 29.01.2025:
Die Union ist nicht nur eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Sie ist auch eine Gefahr für die Demokratie in Deutschland und Europa.

Start Haustürwahlkampf mit unserem Bundestagskandidaten Paulus Guter in Bubenreuth

Nach einem gelungenen Start unseres Haustürwahlkampfes mit Paulus luden wir zu einem Austausch mit ihm in die Post ein.

Der Abend mit Paulus Guter stand unter dem Motto „Grüne Pläne für ein bezahlbares Leben für alle“. Beeindruckend schilderte er den Erfolg des Wirtschaftsministers Robert Habeck beim rekordhaften Ausbau der Erneuerbaren Energien in einer durch den russischen Angriffskrieg extrem schwierigen Energiesituation. Als Elektrotechniker machte er deutlich, dass er sich für ein Bundestagsmandat bewirbt, weil er immer wieder bei Debatten die technische Expertise vermisst. Fundiert antwortete er auf die vielen Fragen der Zuhörenden.

Während seinem gesellschaftlichen Engagement der letzten Jahre in Nachhaltigkeitsforen der FAU, bei der Einführung des 29 €-Tickets für Studierende oder als Mitinitiator des Radentscheids Bayern hat Paulus gezeigt, dass er mit viel Fachkompetenz und Ausdauer Großes in Bewegung setzen kann.
Der Grüne Ortsverband drückt dir die Daumen!!

 

Wahlprogramme im Vergleich: Teil 1

Wie bei den letzten Wahlen wollen wir für die anstehende Bundestagswahl relevante Wahlprogramme vergleichen, diesmal CDU, SPD und Grüne. Da der Zeitraum bis zur Wahl extrem kurz ist und sich die Programme von SPD und Grünen noch im Entwurfsstadium befinden, bedienen wir uns dafür auch dritter Quellen. Das CDU-Wahlprogramm ist final, aber die CSU wird im Januar ein eigenes Programm als Ergänzung zum CDU-Programm liefern, quasi die Chilischoten auf einer eh schon kaum verdaulichen Pizza.

Heute bekommt ihr den ersten Teil auf die Teller, der Rest (Klima, Mobilität, Bildung, Gesundheit, Landwirtschaft …) folgt im Januar.

Grundlegender Ansatz

  • Wir Grünen setzen auf eine seriöse Finanzierung aller staatlichen Maßnahmen und der Maßnahmen der Länder. Die Schuldenbremse soll reformiert werden; außerdem soll Kapital über einen durch Anleger finanzierten Deutschlandfonds staatliche Investitionen ermöglichen. Die nicht durch Steuererhöhungen abgedeckten Mehrausgaben, die durch Schuldenbremse oder den Fonds gegenfinanziert werden müssen, belaufen sich nach Schätzungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) auf 48 Milliarden Euro im Jahr. Das ist machbar.
  • Die Union will beim Bürgergeld kürzen und bei den Ausgaben für Migranten sparen. Außerdem spekuliert sie darauf, dass aus großzügigen Steuererleichterungen ein gigantischer Wachstumsschub resultiert, durch den am Ende sogar höhere Steuereinnahmen erwirtschaftet werden. Nach Schätzungen des IW kosten die Maßnahmen der Union 89 Milliarden Euro im Jahr. Eine Gegenfinanzierung ist nicht vorgesehen. Das hält das IW (wohlgemerkt: ein arbeitgebernahes Institut!) nicht für seriös.
  • Die SPD hat einen ähnlichen Ansatz wie wir Grünen. Ein anfangs mit 100 Milliarden ausgestatteter Deutschlandfonds soll staatliches und privates Kapital mobilisieren. Damit müssten die nicht durch Steuererhöhungen abgedeckten Maßnahmen von (laut IW) 30 Milliarden Euro im Jahr finanziert werden. Auch das scheint machbar.
  • Die FDP und die AfD planen noch unverantwortlicher als die CDU, mit 138 bzw. 149 Milliarden Euro nicht gedeckten Mehrausgaben im Jahr.

Schuldenbremse

  • Wir Grüne wollen die Schuldenbremse so reformieren, dass die Gesamtverschuldung dauerhaft tragfähig bleibt. Das raten auch wichtige Institutionen und Gremien, wie der Internationale Währungsfonds IWF, die Bundesbank oder der Sachverständigenrat der Bundesregierung.
  • Die Union will die Schuldenbremse beibehalten. Warum, wissen nur Union, AfD und FDP. Viele Landespolitiker der Union sehen das anders.
  • Die SPD will die Schuldenbremse so reformieren, dass sie keine Investitionen in Zukunftsfähigkeit behindert und produktive Ausgaben und Vollbeschäftigung möglich macht.

Steuerpolitik

  • Die in den Programmen beschriebenen Forderungen sind zum Teil nach dem am 19.12. beschlossenen Steuerfortentwicklungsgesetz nicht mehr aktuell. Unstrittig ist, dass der Grundfreibetrag immer wieder angepasst werden muss.
  • Wir Grüne wollen eine fairere Erbschaftssteuer, eine nationale Vermögenssteuer und eine wirksame Immobiliensteuer. Der Arbeitnehmerpauschbetrag soll von 1230 auf 1500 Euro steigen; das spart auch Bürokratie.
  • Die Union will den Einkommenssteuertarif senken. Der Spitzensteuersatz soll erst ab höheren zu versteuernden Einkommen greifen. Den Soli will die Union ersatzlos streichen (aber seit 2021 gilt der Soli sowieso nur noch für Spitzenverdiener). Bei Vollzeit sollen Überstundenzuschläge steuerfrei bleiben. (Ist ungerecht gegenüber nicht vollzeitbeschäftigten Alleinerziehenden und wieder mehr Bürokratie – die die Union angeblich abbauen will.)
  • Die SPD will 95 Prozent der Steuerzahler entlasten. Details dazu nennt sie noch nicht. Die  Mehrwertsteuer für Lebensmittel will sie von 7 auf 5 Prozent reduzieren. Schätzungen besagen, das bringt im Durchschnitt 60 Euro pro Person und Jahr; wer mehr verdient und mehr Geld für Lebensmittel ausgibt, profitiert stärker.
  • Grüne und SPD unterstützen die Einführung einer globalen Milliardärssteuer, mehr dazu könnt ihr beim Deutschlandfunk lesen. Dort wird deutlich, dass es sich nicht um eine Schnapsidee der deutschen Linken handelt.

Unternehmensbesteuerung

SPD und Grüne wollen die Investitionen der Unternehmen fördern, Union und FDP pauschal die Unternehmenssteuer senken. Wir Grünen wollen mehr Gewicht auf klimarelevante Investionen legen als die SPD.

Mindestlohn

  • Wir Grüne wollen 15 Euro.
  • Die CDU bekräftigt die Zuständigkeit der Mindestlohnkommission. Und behauptet in ihrem Programm ganz frech, die Union hätte den Mindestlohn 2014 eingeführt.
  • Die SPD will ebenfalls 15 Euro.

Bürgergeld

  • Will die CDU abschaffen und durch eine „Neue Grundsicherung“ ersetzen. Merz hat gesagt, er wolle dabei von 50 Milliarden 10 Milliarden einsparen. Allerdings kostet das Bürgergeld derzeit nur knapp 40 Milliarden. Wir vermuten, dass ihm das inzwischen jemand gesagt hat.

Rente

  • Hier haben alle Parteien ein großes Problem, da sich niemand fundamental an das Thema rantraut. Alle Ideen sind Flickschusterei. Niemand will es sich mit den Rentner*innen verderben. Auch nicht mit denen, die die Beiträge leisten.
  • Wir Grünen möchten die Rente mit einem Bürgerfonds absichern. Perspektivisch sollen auch Beamt*innen in die Rentenversicherung einzahlen.
  • Die CDU will die Rente über Wirtschaftswachstum sichern.
  • Die SPD will die Rente über den Staatshaushalt sichern.

Migration

  • Wir Grüne wollen eine „faire, verbindliche und solidarische Verteilung von Schutzsuchenden in Europa“ erreichen.
  • Die Union will einen faktischen Aufnahmestopp für Migranten. Wer aus einem EU- oder Schengenstaat einreist, soll an der Grenze abgewiesen werden.
  • Die SPD will „rasche wie konsequente Abschiebungen“, favorisiert jedoch die freiwillige Rückkehr für Migrant*innen ohne Bleiberecht.

Ukraine

  • Die Haltungen sind bekannt. Grüne und Union wollen eine stärkere Unterstützung der Ukraine, die SPD bleibt bei ihrer Strategie der Vorsicht. Was natürlich der Amtsantritt Trumps bewirken wird, ist offen – außer, dass wir bei einem für die Ukraine besonders ungünstigen Ausgang eine neue Flüchtlingswelle zu erwarten hätten.
  • Was die Union nicht direkt sagt: Für die Unterbringung der Ukrainer wäre nach ihrer Migrationsstrategie vor allem Polen zuständig.

Frieden und Freiheit

  • Wir Grüne wollen den freiwilligen Wehrdienst, wir wollen die Reserve für eine breite Zielgruppe attraktiver machen und durch gute Lebens- und Arbeitsbedingungen für Soldat*innen Personal langfristig binden.
  • Die Union will eine „aufwachsende Wehrpflicht“ einführen.
  • Die SPD will keine Wehrpflicht, aber einen „neuen, flexiblen Wehrdienst“, der sich am Bedarf der Bundeswehr orientiert. Der „neue Wehrdienst dient zentral dem Aufbau einer durchhaltefähigen Reserve“.
  • Alle drei Parteien stehen zum 2-Prozent-Ziel.

Teil 2 zu den Wahlprogrammen folgt im Januar-Newsletter.

Lesermeinung zum Artikel in der EN am 23.07.24: Fernsehen drehte in Bubenreuth „Flächenbewusste Kommune“

Die Gemeinde Bubenreuth musste von 2009 bis heute zwei Bürgerbegehren durchführen.

Im Jahr 2009 planten die Gemeinden Bubenreuth (Bgm. CSU) und Möhrendorf (Bgm. FW) gemeinsam ein großes „interkommunales Gewerbegebiet“. Hierfür sollte eine 17 Hektar große Kulturlandschaft mit drei Weihern, Bächen, Hecken und Gehölzen geopfert und versiegelt werden.

4 Jahre später, 2013, beschloss der Bubenreuther Gemeinderat (Bgm. CSU) mehrheitlich, am nördlichen Ortsrand ein acht Hektar großes Baugebiet (Rothweiher) zu entwickeln.

Die Bubenreuther Bürgerinnen und Bürger hatten sich aber schon länger gewünscht, dass die Lücke zwischen den beiden Ortsteilen (Posteläcker) geschlossen wird und keine Zersiedelung stattfindet. Das Baugebiet Rothweiher hätte die Realisierung einer Ortsmitte über Jahrzehnte verhindert.

Bei Bürgerversammlungen für die jeweiligen Bauvorhaben wurden seitens der Bürgerinnen und Bürger große Bedenken und Zweifel an den Plänen geäußert. Die Vertreter der Kommunen zeigten sich davon unbeeindruckt und hielten an ihren Vorhaben fest.

Die Bedenken waren so massiv, dass sich Bürgerinitiativen bildeten, die sich mittels Bürgerbegehren dagegen zur Wehr setzten. In beiden Fällen stellten die Gemeindevertreter ein Ratsbegehren dagegen.

Bei den Begehren „Rettet den Regnitzgrund“ und „Bubenreuth soll zusammenwachsen“ wurde der Wille der Bürgerschaft mit großer Mehrheit bestätigt.

Norbert Stumpf (CSU) wurde im Mai 2014 erstmalig zum Bubenreuther Bürgermeister gewählt. Er äußerte sich zum Bürgerentscheid „Bubenreuth soll zusammenwachsen“ wie folgt: Er finde das Ergebnis „schade“. Es habe wohl der nötige Weitblick gefehlt, um die kommende Entwicklung des Ortes richtig beurteilen zu können (Erlanger Tagblatt, 25.05.2014).

Weitsichtige Bürger*innen ermöglichten es, 25 Hektar Kulturlandschaft und landwirtschaftliche Flächen zu erhalten sowie die Innenentwicklung des Ortes zu ermöglichen.

Klaus Meyd

Höher- und Niederprozentiges: das Bubenreuther EU-Wahlergebnis

Die CSU hat 2,6% zugelegt auf 35,9%, wir Grüne liegen als zweitstärkste Partei bei 20,1%. 8,1% haben wir verloren, das entspricht dem deutschlandweiten Trend – und zeigt, dass wahrscheinlich auch in Bubenreuth etliche unsere 2019er Wähler*innen auf das Grünenbashing von CDU/CSU und deren Angstmacherei vor einem angeblichen „Heizungsverbot“ oder dem „Verbrenner-Aus“ sowie die technisch, gesellschaftlich und volkswirtschaftlich unverantwortliche Anti-Atomausstieg-Hetze von FDP, Union und anderen hereingefallen sind. Doch immerhin waren wir Grünen in Bubenreuth 2024 fast 3% besser als 2014; 2019 hatten wir mit der Popularität von Fridays for Future von einer besonders hohen Sensiblität für Klimathemen profitiert. Und vielleicht haben 2024 einige der Bubenreuther*innen Volt statt Grün gewählt; wenigstens bleiben diese Stimmen der grünen Fraktion im EU-Parlament erhalten.

Wer mehr über die Wahlergebnisse in ERH wissen will, findet hier alle Zahlen aus allen Kommunen.

Mitdenkende dringend gesucht!

Kommt, lernt uns kennen, denkt und diskutiert mit uns. Was ist möglich und nötig in Kommune, Land, Bund oder Europa? Wir freuen uns auf Euch!

Wir treffen uns im Saal (die Treppe hoch und geradeaus weiter).

 

Kein Scherz! Wir sind „Flächenbewusste Kommune“

Im Rahmen eines Festakts in München wurde Bubenreuth als „Flächenbewusste Kommune“ ausgezeichnet. Beworben hat sich die Gemeinde unter anderem mit dem 2015 gestarteten Ortsentwicklungsprozess „Bubenreuth 4.0 mit einem integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept ISEK“, der Erfassung von Baulücken und Leerständen, Kauf und Sanierung einer ortsbildprägenden Hofstelle im Ortskern (die jetzt „H7“ heißt) sowie der Ausweisung von flächensparendem Geschosswohnungsbau im Innenbereich (Posteläcker), angelehnt an die „Stadt der kurzen Wege“.

Dieser Entwicklung gingen vor vielen Jahren zwei Bürgerentscheide voraus gegen weitere Flächenausweisungen (Wohnen und Gewerbe) am Ortsrand, ohne die sich unsere Gemeinde sicher anders entwickelt hätte. Hier zeigt sich, dass es sich gelohnt hat, sich einzumischen, und es auch dadurch in der Folge langfristig mit den Planungen in eine andere Richtung ging. Heute wird das Resultat dieser Entwicklung von der Bayerischen Staatsregierung belohnt.

Leider harmoniert die Stellplatzsatzung in Bubenreuth nicht mit der Auszeichnung. Da ist das Flächenbewusstsein nach unserer Meinung deutlich ausbaufähig.

Im Märzen der Bauer …

Am 4.3. war der Biobauer Tristan Billmann aus Gunzendorf bei Emskirchen zu Gast bei unserem monatlichen Treffen (hier könnt ihr ihn in der Sendung „Lust aufs Land“ des Bayerischen Rundfunks sehen). Er bewirtschaftet einen Hof mit 35 ha Nutzfläche und betreibt hauptsächlich Gemüseanbau – etwa 60 Sorten! Unterstützt wird er von vier in Teilzeit angestellten Mitarbeiter*innen und einem Pool von Helfern. Außerdem nehmen etwa 40 Personen bei ihm an solidarischer Landwirtschaft teil. Dreimal in der Woche ist er auf Märkten, darunter Freitagvormittag in Erlangen vor dem Rathaus.

Besonders interessant war der Abend auch wegen Tristans profundem Hintergrundwissen. Ganz viele der Regeln, über die Landwirte derzeit unzufrieden sind, sind EU-Regeln. Auch die Subventionen stammen hauptsächlich aus EU-Mitteln. Und diese nehmen für die konventionelle Landwirtschaft eher ab. Das stört vor allem konventionell arbeitende, größere Betriebe. Aus ebensolchen stammen schwerpunktmäßig die Funktionäre der Verbände, ihre Interessen sind nicht deckungsgleich mit den Interessen „der Landwirte. Es gibt keinen typischen Landwirt. Je nach Größe, ob Viehhaltung oder Feldanbau den Schwerpunkt bildet, ob bio oder konventionell, ob Almwirtschaft oder nicht, sind völlig andere Dinge relevant und ergeben sich andere Subventionen. Und ausgerechnet zum Jahresende, als die Landwirte mehr Zeit hatten als zu anderen Jahreszeiten und die jährliche Subventionszahlung anstand (mit denen sie quasi jährlich ihr Konto wieder auffüllen), wurde die Dieselsubvention gestrichen. Der Zeitpunkt war also doppelt ungünstig für die Koalition.

Für Tristan Billmann ist die Dieselsubvention irrelevant, weil er keine großen Maschinen für seine Flächen benötigt. Deshalb beantragt er sie gar nicht erst. Ähnlich wird es bei den meisten Landwirten der Fall sein. Für ihn ist auch nicht klar, warum immer noch so viele Landwirte in der Union oder bei den Freien Wählern sind. Denn vor allem diese haben als Landwirtschaftsminister*innen die politischen Entscheidungen der letzten Jahrzehnte mitzuverantworten, die jetzt vor allem den Grünen angekreidet werden: von 2005 bis 2021 Horst Seehofer, Ilse Aigner, Hans-Peter Friedrich, Christian Schmidt, Julia Klöckner. Alle CSU, außer Julia Klöckner. Ob die Landwirte diese Namen schon vergessen haben?

Neben den EU-Verordnungen sind für die Betriebe vor allem die Verordnungen der Länder relevant, die je nach Land eher auf die Typologie der Betriebe ausgerichtet sind. Nach Tristans Aussage ist die Bürokratie keine so große Bürde, zumindest für seinen Betrieb („es sind halt Excel-Tabellen, die man ausfüllen muss“).

Fazit der Veranstaltung:

1.   Die Proteste gegen die Grünen sind in keiner Weise nachvollziehbar und werden von CDU/CSU, FW und dem Bauernverband gnadenlos befeuert.

2.   Gute Lebensmittel haben für viele Menschen in Deutschland einen viel geringeren Stellenwert als in europäischen Nachbarländern. Dieser wird durch Dumpingpreise im Lebensmitteleinzelhandel noch befördert. Die wahren Kosten der Lebensmittelerzeugung und ihre Auswirkungen auf Mensch, Tier und Natur aufzuzeigen, ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe.

3.   Wenn Verbraucher*innen für landwirtschaftliche Erzeugnisse den Preis, den ihre Erzeugung kostet, zahlen würden, dann bräuchte es die ganzen Agrarsubventionen gar nicht, die ja aus Steuermitteln bezahlt werden müssen.

4.   Landwirt*innen müssten – vom Staat, den Ländern und/oder den Kommunen – angemessen für ihre Leistungen, die sie bisher kostenlos für die Gesellschaft erbringen und die uns hohe Folgekosten ersparen, entlohnt werden (z.B. Trinkwasseraufbereitung, CO2-Senken durch Humusaufbau, Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, Beitrag zur Artenvielfalt, …).

5.   Und schlussendlich die Erkenntnis, dass nur ein wertschätzender Dialog unter den verschiedenen Akteuren zu tragfähigen und nachhaltigen Lösungen führen kann und dass wir deshalb über die eigene Blase hinaus im Gespräch bleiben müssen.